Hydroelite-Höyesterett: Ein hydraulischer Aufzug im Obergericht in Oslo. (Foto: © Hydroware)

Hydroelite-Höyesterett: Ein hydraulischer Aufzug im Obergericht in Oslo. (Foto: © Hydroware)

Das Comeback des hydraulischen Aufzugs

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Hydraulische Aufzüge sind eine exzellente Wahl für Wohngebäude - obwohl sie in Europa gerade einmal 24 Prozent des Marktes für Anwendungen in Wohngebäuden ausmachen.

Durch eine vom spanischen Technologiezentrum "Instituto Tecnológico de Aragón" (ITAINNOVA) durchgeführte Studie wird der hydraulische Aufzug für die überwiegende Mehrzahl der für den Markt relevanten Aufzuganwendungsbereiche rehabilitiert.

Der Wohnimmobilienmarkt hat weltweit einen Anteil von mehr als 52 Prozent am gesamten Markt – und bei diesen Anwendungen hat ein Großteil der Gebäude maximal zehn Stockwerke. In Europa ist der Anteil größer, wobei 74 Prozent des Gebäudebestands aus niedrigen Wohngebäuden (mit weniger als sieben Stockwerken) bestehen.

Herausragende Stellung eingebüßt

Bis zum Ende des 20. Jahrhunderts war der Wohnimmobilienmarkt (bis sieben Stockwerke) in Europa sowie Nordamerika die Domäne des hydraulischen Aufzugs. Während dies in den USA immer noch zutrifft, ging der Trend in Europa in eine andere Richtung. Zur Jahrhundertwende büßte der hydraulische Aufzug seine herausragende Stellung ein.

Er wurde als Energiefresser und folglich als nicht gerade umweltfreundlich wahrgenommen. Heutzutage machen hydraulische Aufzüge in Europa gerade einmal 24 Prozent des Marktes für Anwendungen in Wohngebäuden aus, während 73 Prozent durch Seilaufzüge mit Getriebe und die restlichen drei Prozent durch getriebelose Seilaufzüge abgedeckt werden. Doch die ITA-Studie, die auf einer Lebenszyklusanalyse (LCA) von Hydraulik- als auch von Seilaufzügen basiert, kam zu einem völlig anderen Ergebnis.

Die Ökobilanzen beider Arten von Aufzügen in den verschiedenen Nutzungskategorien offenbaren eine klare ökologischen Überlegenheit des hydraulischen Aufzugs – über den gesamten Lebenszyklus hinweg, für niedrige Gebäude und für eine Nutzung von bis zu 300 Fahrten pro Tag. Für viele Fachleute der Aufzugbranche war dieses Ergebnis höchst überraschend.

Bessere Ökobilanz

HandwerkFür Einsätze mit geringer Nutzung in niedrigen Gebäuden (bis zu sieben Stockwerke) der Kategorien 1 und 2 (d. h. weniger als 50 bzw. 150 Fahrten/Tag), aber auch für Aufzugkategorie 3 (Aufzüge mit 300 Fahrten/Tag) liegt der hydraulische Aufzug während der ersten 16 Betriebsjahre vorne. Über die gesamte Lebensspanne eines Aufzugs (20 Jahre und mehr) gesehen, liegen Seil- und Hydraulikaufzüge für Einsätze der Kategorie 3 bezüglich ihrer Umweltverträglichkeit quasi gleichauf.

Im Hinblick auf diese Art von Gebäuden und die Kategorien 1 und 2 (50 bzw. 150 Fahrten/Tag) weist der hydraulische Aufzug trotz seines erhöhten Energieverbrauchs während des Betriebs eine bessere Ökobilanz auf. Hinsichtlich der Kategorie 3 (300 Fahrten/Tag) liegen beide Aufzugtypen während der ersten 20 Jahre fast gleichauf, wobei der Seilaufzug erst nach 16 Jahren "aufholt".

Umweltverträglicher als Seilaufzüge

Die Gründe liegen auf der Hand: Hydraulikaufzüge bestehen aus weniger Materialien und erzielen zu jedem Zeitpunkt ihres Lebenszyklus bessere Ergebnisse bezüglich ihrer Umweltverträglichkeit als Seilaufzüge – außer während des Betriebs. Dies trifft selbst auf den Standby-Betrieb (der bei Weitem den größten Teil des Energieverbrauchs eines Aufzugs ausmacht) und sogar die Wartung zu, da Hydraulikaufzüge simpler aufgebaut sind und ihre Wartung einfacher ist.

Aufgrund ihrer besseren Umweltverträglichkeit sind hydraulische Aufzüge eindeutig die optimale Lösung für niedrige Gebäude mit bis zu sieben Etagen und niedriger bzw. durchschnittlicher Aufzugnutzung, die mindestens 70 Prozent aller Gebäude in Europa ausmachen.

Für die Lebenszyklusanalyse erstellten Fachleute ein wirklichkeitsgetreues Abbild der Umweltverträglichkeit des Aufzugs unter Berücksichtigung folgender Aspekte:
– Materialgewinnung und -verarbeitung
– Herstellung (Teilefertigung und Montage)
– Transport und Vertrieb
– Installation
– Nutzung (wobei die Energieeffizienz berücksichtigt wird)
– Wartung
– Demontage und Recycling (am Ende der Lebensdauer)

Die Ergebnisse der ITA-Studie können durchaus als ein europaweites "Comeback des Hydraulikaufzugs" in den kommenden Jahren interpretiert werden. Es ist deshalb recht unverständlich, dass Hydraulikaufzüge lediglich 24 Prozent des Wohnimmobiliensegments des Marktes ausmachen...

Neue Steuerungen viel effizienter

Zweifelsohne sind Seilaufzüge hinsichtlich des Energieverbrauchs während der Nutzungsphase im Vorteil. Doch in Wirklichkeit ist dies auf die Bewegungen des Fahrkorbs beschränkt. Die meiste Energie verbraucht ein Aufzug während der Standby-Phase, d. h. wenn er auf Fahrgäste wartet.

Sämtliche Aufzüge müssen mit einem "Stromsparmodus" ausgestattet sein, so dass sie wieder "aufgeweckt" werden, sobald ein Fahrgast auf den Knopf drückt und den Aufzug anfordert. Neue Steuerungen sind heutzutage sehr viel effizienter, was die Reduzierung des Energieverbrauchs im Standby-Modus von Hydraulik- und Seilaufzügen betrifft.

Bei hydraulischen Antrieben sind in den Anfangsphasen (Materialien, Transport) weniger Auswirkungen auf die Umwelt zu beobachten, was bei einer Beurteilung des gesamten Lebenszyklus "von der Wiege bis zur Bahre" (ohne Berücksichtigung der Betriebsdauer) immer dazu führt, dass sie das Produkt mit dem besseren ökologischen Fußabdruck sind.

Einheitliche Wettbewerbsbedingungen erwünscht

Darüber hinaus weisen diese Aufzüge auch in allen Kategorien mit eher geringerer Nutzung eine bessere Ökobilanz auf. Hierdurch ergeben sich wiederum bessere und umfassendere Möglichkeiten für die Nutzungskategorien 1, 2 und teilweise 3 (d. h. für bis zu 300 Fahrten/Tag).

Bei Seilaufzügen sind in den Anfangsphasen mehr Auswirkungen auf die Umwelt und in den Betriebsphasen (Energieverbrauch) ein schlechteres Profil bezüglich der Nutzungskategorien 1, 2 und teilweise 3 festzustellen (ungefähr während der ersten 16 Jahre). Bei intensiverer Nutzung scheint der geringere Energieverbrauch während des Betriebs die anfänglich größeren Auswirkungen auf die Umwelt zu kompensieren, was zu einer besseren allgemeinen Ökobilanz bei Anlagen mit stärkerer Nutzung führt.

Die Branche sollte sich jetzt klar machen, dass man bei der ökologischen Debatte das Augenmerk fälschlicherweise auf den Energieverbrauch während der Nutzung gelegt hat. Darüber hinaus sollten auf dem Markt einheitliche Wettbewerbsbedingungen herrschen. Lassen Sie uns auch nicht vergessen, dass die Aufzug- und Fahrtreppenbranche – wie die meisten Industriezweige – es geschafft hat, den Energieverbrauch über 40 Jahre hinweg drastisch zu senken, nämlich ungefähr um zwei Drittel.

www.elca-eu.org

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