Der Branchenreport 2015. (Quelle: Hans-Böckler-Stiftung)

Branchenreport 2015 veröffentlicht

Aktuelles

Aktuelle Entwicklungstrends und neue Herausforderungen für die Aufzugs- und Fahrtreppenbranche stehen im Zentrum des IMU-Branchenreports 2015, herausgegeben von der Hans-Böckler-Stiftung und der IG Metall.

Eine starke Dynamik bei Markt-, Innovations- und Beschäftigungstrends, im Kontext erheblicher Veränderungen im Bereich der Normen und Richtlinien, prägt die Aufzugs- und Fahrtreppenbranche. Dieser Wandel impliziert Herausforderungen und Handlungsbedarf in den Unternehmen und in der Branche. Das hohe Qualifikationsniveau der Beschäftigten ist dabei ein entscheidender Faktor für Innovationen, Kundenbindung, Wachstum und Qualität in der Branche.

In der Aufzugs- und Fahrtreppenbranche waren 2014 rund 18 000 Beschäftigte in gut 600 Unternehmen tätig. Die Geschäftsfelder dieser Unternehmen reichen von der Produktion von kompletten Anlagen oder spezifischen Komponenten über den Verkauf und die Montage von Aufzügen und Fahrtreppen bis hin zur Instandhaltung, Instandsetzung und Modernisierung dieser Anlagen. Die Struktur der Branche ist dadurch gekennzeichnet, dass neben zahlreichen kleinen und mittleren Unternehmen (KMU mit ca. 40 Prozent Marktanteil) vier Konzernunternehmen, die sogenannten Big-4 der Branche, mit ihren Beteiligungsgesellschaften das Marktgeschehen prägen.

Entwicklungstrends ausführlich betrachtet

Diese Big-4 sind nicht nur hierzulande, sondern weltweit die vier größten Unternehmen der Branche. Sie bieten sowohl Aufzüge als auch Fahrtreppen an, daneben gibt es nur noch wenige Unternehmen, die in beiden Produktgruppen aktiv sind. Die Mehrzahl der KMU ist im Aufzugsbau tätig; die Betriebe sind häufig in einer Marktnische platziert und/oder in erster Linie regional orientiert. Neben ihrer regionalen Stärke ist ihre Flexibilität und Kundennähe hervorzuheben. Integraler Bestandteil der Wertschöpfungskette sind darüber hinaus die Hersteller und Anbieter von Komponenten für Aufzüge und Fahrtreppen sowie die rein im Montage- oder Servicebereich tätigen Kleinstunternehmen.

Im Branchenreport 2015 werden die Entwicklungstrends ausführlich betrachtet: eine starke Serviceorientierung, Konzentrationsprozesse bei den Unternehmen, internationale Wertschöpfungsstrategien, die Ausweitung atypischer Beschäftigungsformen (Subcontracting) im Neuanlagenbau und Modernisierungsgeschäft, hoher Leistungsdruck und Arbeitsverdichtung insbesondere für die Monteure und der digitale Wandel als Treiber für Entwicklungen beim Produkt und bei den Arbeitsbedingungen.

Marktausweitung im Service spielt bedeutende Rolle

Die Investitionstätigkeit und die Innovationsfähigkeit sind entscheidende Punkte für die Zukunftsfähigkeit von Unternehmen und Branchen, insbesondere auch im Hinblick auf die Beschäftigungsentwicklung. Bemerkenswert ist, dass nach einer Desinvestitionsphase mit Produktionsverlagerungen und Werksschließungen hierzulande, wie noch im IMU-Branchenreport 2007 diagnostiziert, inzwischen wieder kräftig investiert wird: zum einen in Produktionsstätten, zum anderen in Forschung und Entwicklung.

Bei den Unternehmensstrategien, die im Branchenreport differenziert betrachtet werden, spielt die Marktausweitung im Service eine bedeutende Rolle, um ambitionierte Wachstumsziele zu erreichen. Insbesondere bei den Big-4 soll diese Expansion mittels dreier wesentlicher Wege erreicht werden: (1) Neuanlagen-Verkauf, um in der Folge Wartungsverträge abzuschließen; (2) Akquisition von Unternehmen mit Übernahme deren Wartungsportfolios; (3) Fremdanlagen-Wartung durch offensives Marketing bei Betreibern.

Fachkräftesicherung stärker ins Zentrum rücken

Die Expansionsstrategie wird von Strategien der Service-Rationalisierung flankiert, zu denen neue Servicekonzepte gehören, zum Beispiel Baukastensysteme oder bedarfsorientierte Wartung, aber auch zunehmend Digitalisierungskonzepte – etwa "Internet der Aufzüge" mit präventiver Wartung in der Cloud. Im Fazit des Branchenreports werden Herausforderungen rund um den "Erfolgsfaktor Mensch" und die Arbeitswelt hervorgehoben. Fachkräftesicherung sollte demnach stärker ins Zentrum betrieblicher Strategien rücken. Wichtige Hebel zur Fachkräftesicherung in der Aufzugs- und Fahrtreppenbranche liegen in der Ausbildung und in Weiterbildungsangeboten.

Handlungsbedarf liegt etwa in der Erweiterung des Ausbildungsplatzangebots durch die Unternehmen, in vorausschauender, strategischer Personalplanung, sowohl was den Personalbedarf als auch was die Personalentwicklung betrifft. Dabei sollte das Augenmerk nicht nur auf die Stammbelegschaften der Kernunternehmen gerichtet werden, sondern auch auf die Beschäftigten bei Subunternehmen, die meist in unsicheren, schlechter bezahlten Arbeitsverhältnissen tätig sind. Insgesamt sollten sichere Beschäftigungsverhältnisse und gute Arbeitsbedingungen das Ziel sein.

Von Jürgen Dispan, IMU Institut Stuttgart

www.imu-institut.de

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