In so genannten Global Cities bewegt man sich jenseits der Größenordnung von zehn Millionen Menschen, dabei baut man auch immer mehr in die Höhe. (Quelle: Fotolia)

"Aufzüge sind der Kern unserer Zivilisation"

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Die Verhältnisse auf dem Globus entwickeln sich in dramatischer und besorgniserregender Weise. Die Größe der Menschheit wächst ungehindert weiter. Bis zum Ende des Jahrhunderts könnten es zwölf Milliarden Menschen sein, davon über vier Milliarden in Afrika. Das wäre fast eine Vervierfachung der heutigen Bevölkerungsgröße auf diesem Kontinent.

Die globale Entwicklung wird in dem beschriebenen Sinne primär getrieben durch die Explosion der Weltbevölkerung, die wiederum die Konzentration der Menschen in Städten zur Folge hat: der Megatrend Urbanisierung. In den nächsten Jahrzehnten werden zwei Drittel der Menschen in Städten leben, relativ dicht gepackt, weil anders eine, mit den vielfältigen Dienstleistungserwartungen in der modernen Welt verbundenen Unterbringung so vieler Menschen, gar nicht möglich ist.

Ganze Ortschaften in einem Gebäude

An den "Hotspots" dieser Entwicklung, den so genannten Global Cities, bewegt man sich dabei nicht nur jenseits der Größenordnung von zehn Millionen Menschen, sondern geht in der Verdichtung auch immer mehr in die Höhe. Gebäudegrößen erreichen immer öfter 100 Meter, manchmal sogar ein Vielfaches davon. Einzelne Gebäude beherbergen heute so viele Menschen wie früher ganze Ortschaften. Städte sind eine dreidimensionale Struktur. In ihnen wird sich unsere Zukunft entscheiden.

Die Rolle der Städte ist vor diesem Hintergrund zu sehen. Wegen dem raschen Wachstum der Weltbevölkerung und der damit einhergehenden massiven Urbanisierung ist die Rolle der Städte für die zukünftige Entwicklung zentral. Innerhalb der Stadt ist der Immobiliensektor von zentraler Bedeutung für die Lebensqualität, aber auch für die Energie- und Klimaseite. Zukunftssicherung setzt in all diesen Bereichen ein kluges Vorgehen voraus.

Überwindung der dritten Dimension

In dem beschriebenen Kontext ist die Aufzugsbranche positioniert. Sie ist eine extrem wichtige Branche, wie Automobile und Flugzeuge, auch wenn das Viele nicht so registrieren. Die Branche ist insofern öffentlich längst nicht so präsent, wie sie es sein könnte. In der Überwindung der dritten Dimension leistet sie etwas, was sonst nur Flugzeuge leisten. Der Aufzug als Nahverkehrsmittel für tausende Menschen in einem Hochhaus ersetzt die Automobile und den öffentlichen Nahverkehr.

HandwerkDie Häuser sind mittlerweile so hoch, dass bis auf Extremsportler Menschen zu Fuß die Höhe nicht mehr überwinden können, von älteren Menschen oder solchen mit Behinderung sowie vom Transport schwerer Gegenstände erst gar nicht zu reden. Für so viele Menschen, wie wir heute sind, gibt es kein Leben ohne Hochhäuser und Hochhäuser können nicht funktionieren ohne Aufzüge. D.h. unser modernes Leben ist ohne Aufzüge schlicht unmöglich.

Lifts inside

Aufzüge sind deshalb im Kern unserer Zivilisation platziert. Sie sind Wundermaschinen, sie sind unendlich beeindruckend, sie sind High Tech, sie sind "sexy". Für die Branche wäre es wichtig, das besser bekannt zu machen. So wie das Chip-Unternehmen Intel irgendwann mit der genialen Formen "intel inside" auf die zentrale Bedeutung der intel-Chips als Herz der Personal Computer hingewiesen hat und so wie die Mathematik zwischenzeitlich mit "mathematics inside" auf ihre zentrale Rolle für die moderne Zivilisation hinweist, so müsste die Aufzugsbranche massiv den Slogan "Lifts inside" positionieren mit der klaren Botschaft "Ohne Aufzug keine höheren Gebäude und damit keine moderne Zivilisation".

Warum ist es für die Liftindustrie wichtig, das zu tun? Es geht um die Begeisterung von Menschen, die Begeisterung von Investoren, vor allem aber um herausragende und begeisterte Mitarbeiter. Anders als im Finanzsektor oder z.B. im Beratungsumfeld geht es in der Lift-Industrie um Realökonomie, um Hightech, technischen Fortschritt, physische Güter, Dinge zum Anfassen.

Dies ist ein Arbeitsumfeld, das den Menschen in seiner Ganzheit fordert. Kopf und Bauch, Auge und Hand - der Mensch als "Leonardo-Wesen". Und viele Menschen wollen in so einem Umfeld arbeiten. Hier liegen große Chancen für die Positionierung einer großartigen Branche.

Prof. Dr. Franz-Josef Radermacher (Universität Ulm, Institut für Datenbanken und Künstliche Intelligenz sowie Forschungsinstitut für anwendungsorientierte Wissensverarbeitung)

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