Salzsprühnebeltest DIN EN ISO 9227 (SST). (Quelle: Thyssen Krupp)

Der Korrosion ein Schnippchen schlagen

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Die Entwicklung von Produkten kann sehr unterschiedlichen Philosophien folgen. Zuweilen stehen niedrige Herstellkosten im Vordergrund – mit der Folge, die Produktleistungsgrenzen möglichst eng zu fassen, die Produktqualität auf ein Mindestniveau zu reduzieren, kürzere Lebenszyklen des Produkts in Kauf zu nehmen und Teile der investiven Kosten in die späteren Betriebskosten zu verschieben.

Eine andere Philosophie betrachtet den Gesamtaufwand über die Lebenszeit und stellt nachhaltigen Kundennutzen, Betriebskosten und Umwelteigenschaften in den Vordergrund. Ein neuer Schmelztauchüberzug für Stahlbleche folgt der zweiten Philosophie.

Neu entwickelter Schmelztauchüberzug

Seit kurzem bietet die Stahlindustrie einen neu entwickelten Schmelztauchüberzug aus Zink-Magnesium für Stahlbleche an, der für den Aufzugbau interessant sein könnte. Dieser Werkstoff zeichnet sich vor allem durch deutlich verbesserte Korrosionseigenschaften und Chemikalienbeständigkeit gegenüber herkömmlichen feuerverzinkten Materialien aus. Er bietet einen hervorragenden Schutz gegenüber salzhaltigen Medien, eine gravierend bessere Weißrostbeständigkeit, deutlich geringere Rotrostbildung und einen höheren Schnittkantenschutz. Materialprüfungen der Hersteller zeigen eine bis zu sechsmal höhere Korrosionsbeständigkeit im Vergleich zu Standardverzinkungen.

HandwerkZink-Magnesium-Bleche zeichnen sich durch gute Umformbarkeit aus, sind schweißbar wie feuerverzinkte Bleche, haben ein identisches Lackierverhalten wie elektrolytisch verzinkte Oberflächen und sind somit gut geeignet für nachfolgende Lackierungen. Die Hersteller betonen den nachhaltigen Beitrag für die Umwelt durch die in diesem Verfahren ressourcenschonende Verwendung des Rohstoffs Zink.

Bekannte Anwendungsgebiete für diesen Werkstoff sind Leitplanken und Parksysteme. Meiller beschäftigt sich seit knapp einem Jahr mit diesem Werkstoff. Eine Verbesserung des Kundennutzens vor allem für solche Betreiber, die die Lebenszeit eines Aufzugs und dessen Komponenten zwischen realistischen 15 - 25 Jahren sehen, sowie eine Verbesserung der Umweltbilanz passt zur Philosophie des Unternehmens.

Farbbehandlung als entscheidendes Kriterium

Zunächst wurden zunächst Musterserien mit Zink-Magnesium-Blechen gefertigt, um deren Fertigungseigenschaften zu bewerten. Es stellte sich eine bessere Verarbeitung durch Scheren, Stanz- und Laseranlagen als bei elektrolytisch- und feuerverzinkten Blechen heraus, weil kaum noch Schnittgrat vorhanden ist. Kanten, Punkt- und Buckelschweißen sowie Kleben funktioniert problemlos.

Das entscheidende Kriterium für diesen neuen Werkstoff ist jedoch die Farbbehandlung, da die Akzeptanz durch die Kunden entscheidend davon abhängt, ob und wie diese Oberfläche ohne vorheriges Primen oder Grundieren endlackiert werden kann. Dazu wurden verarbeitete Bauteile ohne jegliche Vorbehandlung lackiert und pulverbeschichtet. Die anschließenden Prüfungen der Oberflächenqualität durch Gitternetzschnitte lieferten sehr gute Ergebnisse.

Vergleiche mit pulverbeschichteten Blechen

Zur Prüfung der Korrosionseigenschaften gegenüber herkömmlichen verzinkten Standardblechen wurden aus Zink-Magnesium gefertigte sowie feuerverzinkte Bauteile einem genormten Prüfverfahren, der NSS Salzsprühnebelprüfung (NSS-Test) nach EN ISO 9227 über eine Dauer von 240 Stunden unterzogen. Das Ergebnis bestätigte die Herstellerangaben: Nach 240 Stunden zeigten die Bleche keinen Rotrost und auf der Fläche nur mäßigen, keinen auffällig voluminösen Weißrost.

HandwerkDurch die kathodische Schutzwirkung des neuen Schmelztauchüberzuges konnte an den Schnittkanten kein Rotrost festgestellt werden. Selbst an den Schweißpunkten am Türblatt waren nach 280 Stunden keinerlei Anzeichen erkennbar.

Parallel dazu wurden Vergleiche mit pulverbeschichteten Blechen durchgeführt. Um die Korrosionsbeständigkeit der Lackierung zu prüfen, wurden handelsübliche Türenkomponenten in der beschriebenen Ausführung ebenfalls dem NSS-Test nach EN ISO 9227 ausgesetzt. Bereits nach 24 Stunden konnte erster Rotrost im Kantenbereich festgestellt werden. An den verzinkten Teilen zeigte sich nach 24 Stunden der erste Weißrost bzw. nach 120 Stunden Rotrost.

Deutliche Produktverbesserung

Das Grundproblem bei dieser Oberflächenbeschichtung liegt allein schon darin, dass zuerst die einzelnen Blechteile zusammengefügt und anschließend oberflächenbehandelt werden. Damit gibt es unbehandelte Stellen, die entsprechend rostanfällig sind. Dem gegenüber sind Zink-Magnesium beschichtete Bauteile "rundherum" und auch an Schnitt- und Stanzkanten korrosionsgeschützt und bilden damit nach dem Zusammenfügen keine versteckten Rostquellen.

Meiller ist überzeugt, dass Zink-Magnesium-beschichtete Bleche eine deutliche Produktverbesserung darstellen, die die Lebensdauer von Aufzugtüren wesentlich verlängern kann. Vor allem für die Betreiber, die ihre Aufzüge im industriellen Bereich, im öffentlichen Bereich und nicht ausschließlich in stets trockener Atmosphäre betreiben, und die vor allem die Lebenszeit eines Aufzugs und dessen Komponenten zwischen realistischen 15 - 25 Jahren sehen, dürfte diese Oberfläche einen erheblichen Mehrwert bringen, zumal Meiller alle Schiebetüren ab April 2016 auf diesen Werkstoff preisneutral umstellen wird.

Von Wolfgang Nothaft

www.meiller-aufzugtueren.de

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