(Foto: © learchitecto/123RF.com)

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Was kostet ein Aufzug?

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Was kostet ein Aufzug? Wie viel muss ich für einen Lift im Einfamilienhaus oder einen Lastenaufzug bezahlen? Lesen Sie hier die Tipps eines unabhängigen Experten.

Die Frage nach den Kosten für einen Aufzug lässt sich nicht pauschal beantworten. Es kommt in erster Linie darauf an, um welche Art Aufzug es geht und welche Ausführung gewünscht ist. Die schlechte Nachricht vorweg: Seit Jahren steigen die Preise für die Modernisierung oder Neubau eines Aufzugs deutlich, sagt Fachplaner Hendrik Hesse, Inhaber der Aufzugsberatung Hesse in Karlsruhe. Eine Entspannung am Aufzugsmarkt sei auch für die nächsten Jahre nicht zu erkennen.

Personenaufzug ab 30.000 Euro

Wenn es um konkrete Zahlen geht, muss zunächst geklärt werden: Soll es ein

  • Personenaufzug für den Außen- oder Innenbereich sein,
  • ein Treppenlift,
  • ein Behindertenaufzug,
  • ein Lasten- oder
  • ein Bauaufzug?


Das spielt für den Preis eines Aufzugs eine entscheidende Rolle. Die Kosten richten sich außerdem nach der Zahl der Haltestellen und Zuladung, aber auch nach Qualität, Ausführung und der entsprechenden Nachfrage.

Im Bereich Neubau sollte man derzeit bei einem normalen Personenaufzug ungefähr ab 30.000 Euro die ersten beiden Haltestellen rechnen. Danach sollte man mit ca. 3.000 bis 5.000 Euro je Haltestelle kalkulieren, so Fachplaner Hesse. Lastenaufzüge könnten durch die hohe Zuladungsmöglichkeit allerdings deutlich teurer werden. Der Schacht wird in diesem Fall schon bauseits erstellt.

10.000 bis 15.000 Euro je Haltestelle

Bei einem nachträglichen Einbau (Nachrüstung) eines Aufzugs in ein Bestandsgebäude sei der Standort die entscheidende Komponente. Je nach Gebäudestruktur kann der Aufzug auch von außen angebracht werden.

HandwerkNach Erfahrung des Experten sollten Bauherren ungefähr 10.000 bis 15.000 Euro je Haltestelle (beispielsweise aus Beton, Stahl, Glasschachtkonstruktion, etc.) einkalkulieren – dazu kommt der Preis für den Aufzug. Gerade bei Außenaufzügen aus Glas sollte man im Vorfeld auf den künftigen Standort bezüglich der Sonneneinstrahlung achten. Niemand möchte bei einem Steckenbleiben im Aufzug bei 40 Grad Temperatur gegrillt werden …

Hinzukommen können noch die Kosten für Decken- und Wandausbrüche oder auch einen Statiker. So kommt man bei den Nachrüstungskosten eines Aufzugs je nach Haltestellenanzahl schnell mal auf 120.000 Euro und mehr.

Schiebe- oder Drehflügeltüren?

Personenaufzüge für Einfamilienhäuser sind etwas preiswerter: Ein Homelift nach Maschinenrichtlinie mit geringen Anforderungen kann bei vier Haltestellen auch unter 30.000 Euro kosten, erklärt der Fachplaner. Die Preise seien aber auch abhängig von Anbieter und Nachfrage. Hinzu kommen die Kosten für einen Schacht – sofern noch nicht vorhanden – (etwa in Trockenbauweise, Glasausführung, etc).

Bei der Planung sollte man im Vorfeld überlegen, ob man Schiebetüren oder Drehflügeltüren einbauen möchte. Hesse rät den Käufern, sich gut zu überlegen, ob der Platz im Treppenhaus ausreicht. "Oftmals wird dieses Detail erst in zehn bis zwanzig Jahren wichtig, wenn man auf den Homelift wirklich angewiesen ist."

Aufzug-Konzern oder kleine Aufzugsfirma?

Der Vorteil von Konzernen:

  • Hier bekommen Sie die Aufzüge oft zu einem niedrigen Preis, weil sie höhere Stückzahlen produzieren.

Der Vorteil von kleinen Anbietern:

  • Sie sind oft flexibler und können bei Sonderlösungen besser weiterhelfen.
  • Anprechpartner – zum Beispiel bei Problemen – ist oft der Chef.


Mindestens drei Angebote einholen

Pauschal kann man allerdings sagen: Egal, um welchen Aufzug es sich handelt: Auftraggeber sollten immer mindestens drei Angebote einholen und sie in Ruhe miteinander vergleichen – dazu raten auch Verbraucherschützer. Inzwischen verlangen übrigens die ersten Firmen teilweise Geld für eine Angebotserstellung, so die Erfahrung von Hesse.

Sein Tipp: Kunden sollten nicht nur die Kosten für den Aufzug, sondern auch die Wartungspreise direkt am Anfang erfragen. Er empfiehlt Wartungsunternehmen, die nach DIN EN 13015 zertifiziert sind: "Das ist aber nicht verpflichtend."

Kostenvergleiche aus dem Internet? Vorsicht!

HandwerkIm Internet gibt es verschiedene Anbieter, die Kostenvergleiche offerieren. Allerdings muss man wissen, dass sich dahinter oft bestimmte Aufzughersteller verbergen – deshalb sollte man deren Empfehlungen mit einer gewissen Vorsicht genießen. "Einige dieser Portalen scheinen nur Kundenadressen für den Vertrieb von Aufzugfirmen gewinnen zu wollen", warnt der Experte.

Fraglich sei natürlich auch, wie aussagekräftig solche Berechnungen sind – denn die Gegebenheiten vor Ort können sie natürlich nicht berücksichtigen. "Wenn Portale das könnten, bräuchte man vermutlich keine Fachplaner und Berater für den Aufzugbereich mehr", sagt Hesse.

Wie finde ich einen neutralen Berater für den Aufzugkauf?

Auch wenn es auf den ersten Blick mehr kostet, Fachplaner Hesse empfiehlt, sich von einem neutralen Aufzugplaner beraten zu lassen: "Natürlich gibt es diese Beratung nicht umsonst. Aber sie kann den Kunden helfen, langfristig zu sparen, weil der Aufzugsdschungel mit seinen zahllosen Vorschriften, Gesetzen, Wartungsfirmen, Verträgen und Angeboten selbst für Fachleute kaum überschaubar ist. Unsere Branche nimmt im Interesse der Kunden eine unabhängige und neutrale Sicht ein und kann für Klarheit, Kostentransparenz und Sicherheit bei der Wahl der Partner für Neubau, Modernisierung, Reparatur oder Wartung von Aufzugsanlagen sorgen."

Wer einen solchen Experten sucht, kann schlicht bei "google" die Stichworte "Fachplaner, Berater, Aufzug" eingeben und sich durch die ersten Seiten klicken – dann dürfte er auch einen Berater in seiner Nähe finden.

Warum steigen die Preise?

Es gibt verschiedene Ursachen für die steigenden Preise im Aufzugsmarkt, so Fachplaner Hesse. Dazu gehören:

  • die steigenden Beschaffungskosten von Material,
  • das generell hohen Alter von Aufzügen und dem dadurch steigenden Reparaturbedarf,
  • die Gefährdungsbeurteilung (oder auch Sicherheitstechnischen Analyse), zu der die Betreiber von Aufzügen seit 2015 von den Zugelassenen Überwachungsstellen (TÜV,DEKRA, GTÜ, etc. ) vermehrt aufgefordert werden. Die Gefährdungsbeurteilung dient dazu, mögliche Risiken einer Aufzugsanlage aufzudecken und abzustellen. 


Diese Gefährdungsbeurteilung entfällt nur bei Betreibern von ausschließlich eigengenutzten Aufzugsanlagen, erklärt Frank Kurtenbach, Business Line Manager Modernisierung der Firma Schindler: "Die Abgrenzung fällt aber auch hier schwer: Sobald Dritte den Aufzug nutzen, etwa Besucher in einem Mehrfamilienhaus einer Wohneigentümergemeinschaft, wäre auch eine Pflicht zur Betriebssicherheit zu attestieren."

Was sollte man bei einer Wartung beachten?

Wichtig ist der Inhalt der Wartung, nicht der Name, betont Berater Hesse. Manche Firmen böten hier gleiches unter unterschiedlichen Namen an. "Einmal heißt es Wartung, Basiswartung, Systemwartung Inspektion, Care oder, oder, oder … Lesen Sie sich den genauen Leistungsinhalt durch",  so sein Tipp. Auch der Titel Vollwartung könne Ausschlüsse beinhalten: "Es gibt Anbieter, die schließen Antriebsmotoren oder auch Kabinen- und Schachttüren aus der Leistung aus." 

Viele Verträge ließen sich mit Störungsbeseitigungen und Prüfgebührenübernahme aufpeppen. Im Einzelfall sollten Kunden vorher festlegen, was sie genau benötigen. Der Experten-Tipp: "Achten Sie bei Abschluss (oder nachträglichen Abschluss) eines Notrufvertrages und eines Wartungsvertrages immer auf die gleiche Vertragslaufzeit. Fünf Jahre Vertragslaufzeit sind gerade noch angemessen. Zehn Jahre Laufzeit bei einer Wohnungseigentümergemeinschaft als eher kritisch anzusehen." 

Gerade bei Homeliften verzichten viele Käufer auf eine Wartung. Davon rät Hesse ab: "Ich empfehle, einmal im Jahr eine Wartung oder auch Sichtwartung durchführen zu lassen, um im Vorfeld mögliche Fehler festzustellen." Gerade im Bereich Homelift gebe es übrigens Anbieter, die auch zehn Jahre Garantie anbieten, wenn der Kunde den Homelift regelmäßig warten lasse.