Das Kinderbuch "Der fliegende Fahrstuhl" der holländischen Autorin Annie Schmidt. (Quelle: Oetinger / Annie Schmidt)

Das Kinderbuch "Der fliegende Fahrstuhl" der holländischen Autorin Annie Schmidt. (Quelle: Oetinger / Annie Schmidt)

Ein Lift nach Neuseeland

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Aufzüge faszinieren – vor allem Kinder. Viele Knöpfe, fremde Menschen, neue Ausblicke. Im Kinderbuch "Der fliegende Fahrstuhl" mündet die Lift-Zauberei in einer Weltreise.

Bis der Traum ins Leben einzieht – und die junge Leserin Barbara Jahre später selbst in Neuseeland ankommt. Barbara ist zehn, als die belesene und reiseerfahrene Großmutter ihr das Kinderbuch "Der fliegende Fahrstuhl" der holländischen Autorin Annie Schmidt schenkt.

In Barbaras kleiner Heimatstadt gibt es in den 60er-Jahren keinen öffentlichen Aufzug. "Aber bei Oma in Bonn", erinnert sie sich. "Ein Aufzug war etwas ganz Tolles, hatte so viele Knöpfe, die man drücken durfte, immer wieder stiegen Leute ein und aus, gab es neue Ausblicke, wenn sich die Türen öffneten."

Aufzug bekommt Flügel verliehen

HandwerkAuch in Annie Schmidts Kinderbuch fasziniert ein Aufzug den Jungen Abeltje. Er drückt den obersten Knopf und – oh Wunder – der Lift saust über das Dach hinaus und beginnt eine große Reise. Mit vier Passagieren, Abeltje, Herrn Tump, Fräulein Klaterhuhn und Laura. "Meine Großmutter war auf das Buch durch die Werbebroschüre ,Gebt uns Bücher – gebt uns Flügel‘ des Oetinger Verlags aufmerksam geworden", erzählt Barbara, die inzwischen als Ärztin in Köln tätig ist.

Flügel werden im Buch tatsächlich verliehen – dem Aufzug. Er fliegt um die ganze Welt, landet erst mitten auf dem Ozean, dann in New York und in Südamerika mit allerlei Abenteuern für seine Passagiere. Und am Schluss schlägt er die falsche Richtung ein, durchstößt die Erde und kommt auf der anderen Seite in Neuseeland heraus.

"Diese Zauberei hat mich nicht mehr losgelassen", schwärmt Barbara noch heute, "die Hochhäuser auf dem Umschlag, die Vorstellung vom Aufzug, der sich selbstständig macht, der sich in eine ganz andere Welt begibt, die Idee einer Reise mit fremden Menschen." Ungeahnte Möglichkeiten eröffneten sich da der kindlichen Leserin.

Zurück auf den gewohnten Boden

15 Jahre später verlieh die Liftgeschichte von Annie Schmidt Barbara ganz reale Flügel. "Der Wunsch, einmal nach Neuseeland zu reisen, spukte immer noch in meinem Kopf herum und ich habe das praktische Jahr meines Medizinstudiums tatsächlich dort verbracht."

Abeltje und seine Mitstreiter landen am Schluss wieder zuhause, zur Freude ihrer Familien. Und auch Barbara hat den Weg zurück nach Deutschland gefunden. Denn so ein wunderbarer Lift – der bringt einen immer wieder zurück auf den gewohnten Boden.

Von Bettina Heimsoeth

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