"Keiner kennt sich mit allen Steuerungen oder Herstellern aus, jeder ist froh, wenn er einen guten Ratschlag bekommt": So steht es in den Statuten der Facebook-Gruppe "Aufzugmonteure helfen sich". (Foto: © Kadmy/Fotolia.com/Montage)

"Keiner kennt sich mit allen Steuerungen oder Herstellern aus, jeder ist froh, wenn er einen guten Ratschlag bekommt": So steht es in den Statuten der Facebook-Gruppe "Aufzugmonteure helfen sich". (Foto: © Kadmy/Fotolia.com/Montage)

Aufzugmonteure helfen sich

Aktuelles

Am Anfang waren eine Idee und ein Smartphone – mehr brauchte es nicht: Die Facebook-Gruppe "Aufzugmonteure helfen sich" war geboren. Die Idee ist erfolgreich: Die Mitgliederzahl steigt beständig.

"Ich war heute an einer alten Aufzugsanlage XY, die wieder in Betrieb genommen werden sollte. Sie steht aber auf Brandfall...wie bekomme ich sie wieder quittiert?"

So klingt eine typische Anfrage. Schnell heruntergetippt, während der Monteur an der Anlage arbeitet. Und die Antworten lassen nicht lange auf sich warten. Das Wissen wird in dieser Community großzügig geteilt.

Beim "Ratschen" entstand die Idee

Und genau so soll es – meinen jedenfalls die beiden Gründer Martin Reichl und Markus Strohschneider. Die Idee kam den beiden Bayern eines Abends beim "Ratschen" nach einem langen Messetag vor fünf Jahren. Reichl zückte sein Handy und nach nur wenigen Minuten war die Gruppe geboren.

Martin Reichl ist Geschäftsführer eines Aufzugsunternehmens, Markus Strohschneider Vertriebsbeauftragter bei einem Hersteller von Aufzugtüren. Das heißt: Sie kennen die Branche und kommen viel herum. Ihre Kontakte nutzen sie seit Beginn, um Werbung für ihre Idee zu machen.

Allerdings ist das inzwischen kaum noch nötig: Beständig wächst die Mitgliederzahl. Kurz vor Weihnachten 2018 lag sie noch bei 600, im November 2019 sind es schon über 1.300. Sie kommen aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Bosnien-Herzegowina, und Schweden – ganz egal: Hauptsache, man kann sich einigermaßen verständigen.

Schnittstelle zwischen Herstellern und Monteuren

HandwerkDer Boom ist beachtlich, denn es gibt eine klare Hürde für die Mitgliedschaft. Zwar darf jeder, der bereits in der Gruppe ist, seine Facebook-Freunde einladen. Aber jeder muss gegenüber den beiden Administratoren begründen, warum er Mitglied werden will.

Denn die Gruppe hat ein klares Profil. "Wir wollen keine Betreiber, Eigentümer oder Hausmeister dabeihaben, sondern nur Monteure, Aufzugunternehmen und Hersteller", betont der 40-jährige Reichl.

Tatsächlich sind die meisten Mitglieder zurzeit Aufzugsmonteure. Reichl hätte gerne noch mehr Unternehmen dabei, denn die Facebook-Gruppe soll eine Schnittstelle zwischen Herstellern und Monteuren sein. "Außerdem können die Firmen viele technische Fragen der Monteure beantworten."

Keiner weiß alles…

Einige Betriebe haben die Chance schon erkannt und nutzen die Gruppe – mit konkreten Antworten, aber auch für die Mitarbeitersuche. Das sehen Reichl und Strohschneider nicht nur gerne, die beiden Administratoren sind sogar erstaunt, dass das Facebook-Forum nicht häufiger für Stellenangebote genutzt wird: "Bei uns ist doch das Fachpersonal!"

Irritiert sind sie auch davon, dass sich manche Monteure nicht in die Gruppe trauen, weil sie Nachteile bei ihren Unternehmen befürchten – zum Beispiel, weil sie mal etwas nicht wissen.

Aber: "Keiner kennt sich mit allen Steuerungen oder Herstellern aus, jeder ist froh, wenn er einen guten Ratschlag bekommt" – so steht es in den "Statuten" der Facebook-Gruppe. "Außerdem kann zum Beispiel ein Kone-Monteur auch Anlagen von Thyssen, Otis oder Schindler warten", erklärt Reichl.

Niemand macht sich lustig…

HandwerkDeshalb freut sich Reichl, dass sich niemand über manche Fragen von jungen Monteuren mokiert – bei denen er selbst schon mal insgeheim denkt: "Das müsste der doch eigentlich wissen …". Niemand macht sich lustig, niemand beleidigt die Produkte der Konkurrenz, niemand kränkt den anderen – auf gute Umgangsformen und ein gewisses Niveau legen Reichl und Strohschneider großen Wert: "Wir haben auch schon mal zwei Leute ausgeschlossen, die nicht sachlich geblieben sind."

Lustig oder skurril dürfen die Posts natürlich sein – und das wird durchaus genutzt. Ausgefallene Stellenanzeigen, witzige Youtube-Videos, Links zu interessanten TV-Beiträgen, Fotos von ungewöhnlichen Aufzügen oder Baustellen – alles ist dabei.

Beispiel gefällig? "13 Pers., 100 kg" zeigt das Display außen am Aufzug, dass ein Monteur fotografiert und gepostet hat. Trockener Kommentar eines Kollegen: "Ist das der Bühnenaufzug bei Germanys Next Topmodel?"

Von Ulrike Lotze

Flohmarkt: Damit es nicht zu kunterbunt wird, haben die Reichl und Strohschneider gleich noch eine weitere Facebook-Gruppe gegründet: den Flohmarkt. Jeder kann hier Teile anbieten und suchen. Alle Mitglieder der "Aufzugsmonteure helfen sich"-Gruppe erhalten automatisch bei Anfrage den Zutritt zum Flohmarkt.


Weitere Facebook-Gruppen: Es gibt natürlich gerade im englischsprachigen Bereich noch zahlreiche andere Aufzugsgruppen bei Facebook, die teilweise – auch dank des Sprachvorteils – sehr viele Mitglieder weltweit haben.

Dazu gehören zum Beispiel "Elevator Technicians" mit über 23.500 Mitglieder und "Elevators- Lift & Escalators technology" mit über neuntausend Mitgliedern. Diese Gruppen werden häufig von großen und kleinen Firmen für Eigenwerbung oder auch Stellenangebote genutzt.

Ausschließlich für Stellenangebote und -gesuche ist die Gruppe "Elevator & Escalator Jobs" – mit immerhin über 25.000 Mitglieder – ein Hinweis, dass der Fachkräftemangel ein weltweites Problem ist.