Den Aufzug ganz einfach in den Holzschacht montieren
Immer häufiger werden auch Aufzugsschächte aus Holz gebaut. Schindler hat ein Standardverfahren entwickelt, das die Montage von Aufzügen in Holzschächte erleichtert.
"Man sieht hier ja gar kein Holz!", stellt der Fotograf erstaunt fest, der aufgeboten wurde, um den Aufzug zu fotografieren, der in einen Holzschacht montiert ist. Seine Feststellung trifft zu. Aus Brandschutzgründen sind die Holzwände des Schachts vollständig mit Fasergipsplatten verkleidet. Im Fall einer Feuersbrunst würden die Wände so mindestens 90 Minuten lang dem Feuer widerstehen.
Es ist noch nicht lange her, als der Aufzugsschacht noch gemauert oder in Beton ausgeführt werden musste. Der Holzbau hat sich in den vergangenen Jahren jedoch enorm entwickelt und erlebt gerade einen Boom. Somit werden neue Lösungen möglich. Das gefällt Jörg Bächi. Der Holzbauer ist gleichzeitig Bauherr und Totalunternehmer des Mehrfamilienhauses in Embrach (Schweiz), dessen Aufzugsschacht fotografiert wird.
Aufzugsschacht steht frei
Die Holzwände des Aufzugsschachts sind aus Brandschutzgründen vollständig mit Fasergipsplatten verkleidet. Foto: © Beat BrechbühlEr beschreibt begeistert, wie die elf Meter langen und zwölf Zentimeter starken Wandelemente auf der Baustelle mit dem Kran von oben in den Schacht hinabgelassen wurden. "Um zu verhindern, dass die Elemente brechen, wenn sie sich beim Anheben durchbiegen, haben wir zwischen den Gipsfaserplatten Fugen offengelassen", erklärt er. Diese seien nachträglich verspachtelt worden, um die Brandschutzwirkung wiederherzustellen.
Damit die Bewohner des Hauses durch die Geräusche des Aufzugs nicht gestört werden, steht der Aufzugsschacht übrigens frei, ohne Berührungspunkte zum restlichen Gebäude. Das ist im Holzbau möglich.
Neues Standardverfahren
Die Montage des Aufzugs in einem Holzschacht ist technisch problemlos umsetzbar. Da immer häufiger auch Wohnhäuser mit mehreren Etagen als Holzelementbauten konzipiert werden, hat Schindler ein neues Standardverfahren entwickelt, das im Mehrfamilienhaus in Embrach erstmals eingesetzt wurde.
"Wir haben schon in der Vergangenheit Aufzüge in Holzschächte montiert. Bislang haben wir aber jede Anlage als Einzelfall betrachtet, was jeweils einen erheblichen Planungsaufwand verursacht hat", stellt Pascal Goetschi fest, der Produktmanager im Bereich Neuinstallationen und Modernisierungen ist.
Dank der Standardisierung des Installationsprozesses durch MDC, die Engineering-Abteilung von Schindler, erhalten die Monteure nun klare und immer gleichbleibende Vorgaben, welches Material und welches Werkzeug sie auf der Baustelle benötigen und wie der Montageablauf aussieht. Das erleichtert die Planung sowie die Arbeit auf der Baustelle.
Größere Aufzüge sollen folgen
Foto: © Beat BrechbühlAls standardisiertes Produkt bietet Schindler nun Personenaufzüge mit einer Förderlast von bis zu 675 Kilogramm an. An einer Erweiterung der Palette wird gearbeitet, sodass wohl bald auch größere Aufzüge ohne zusätzliche Abklärungen für die Montage in einem Holzschacht zur Verfügung stehen werden.
Um übrigens allfällige Bedenken gleich auszuräumen: Der im Holzschacht montierte Aufzug ist so sicher wie einer, der in einen Betonschacht montiert wird. Der Aufzug wird nicht an den Holzwänden aufgehängt. Die Führungsschienen werden nur zur Fixierung an den Schachtwänden verschraubt. Die Schienen stehen auf der betonierten Bodenplatte und die Gewichtslast wird vertikal abgetragen.
Weitere Informationen: group.schindler.com
Neue Publikation: Das Holzbau Deutschland Institut arbeitet zurzeit an einer Neuauflage seiner Publikation zu Aufzugschächten in Holzbauweise. Sie soll Baubeteiligten mittels Messergebnissen und Leitdetails Konzepte für eine erfolgreiche Umsetzung von Aufzugsschächten in Holzbauweise, besonders in Hinblick auf Brand- und Schallschutz, aufzeigen.
"Da eine Prognose der zu erwartenden Schalldämmqualität eines Aufzugsschachtes aus Holz mit den aktuell vorhandenen normativen Regelwerken nicht möglich ist, soll die vorhandene Schalldämmqualität anhand von Referenzobjekten untersucht werden", heißt es im Internetauftritt des Holzbau Deutschland Instituts. Dazu werden bei bestehenden Holzgebäuden Messungen in Räumen neben Brettsperrholz-Aufzugsschächten durchgeführt, exemplarisch dargestellt und ausgewertet. Die Ergebnisse könnten in weiterführenden Projekten als Grundlage genutzt werden, um ein rechnerisches Nachweisverfahren zur Bestimmung der zu erwartenden Schalldämmqualität eines Aufzugsschachtes in Holzbauweise zu entwickeln.
Außerdem sollen für Betriebe und ausführende Unternehmen auch konstruktive Leitdetails erarbeitet und typische Problemstellen aufgezeigt werden. Dazu wird unter anderem Bezug auf Referenzobjekte genommen, die beispielhaft zeigen, welche Konzepte und Lösungen im Einzelfall zur Erfüllung der Brand- und Schallschutzanforderungen genutzt werden können.
institut-holzbau.de
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