Hendrik Sandmann sammelt Fotos von Aufzügen.

Hendrik Sandmann sammelt Fotos von Aufzügen. (Foto: © Dörthe Sandmann)

Ein junger Rollstuhlfahrer sammelt Aufzugfotos

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Mit diesem Hobby müsste er in der Aufzugsbranche auf große Begeisterung stoßen: Hendrik Sandmann sammelt Fotos von Aufzügen. Die Begeisterung des 16-Jährigen ist kein Zufall.

Sandmann ist Rollstuhlfahrer – durch diese körperliche Beeinträchtigung hat sich sein Interesse entwickelt. Es begann mit einem Post bei LinkedIn. Dort habe ich die Geschichte von Hendrik Sandmann entdeckt. Erschienen ist sie in der Abendzeitung München. Leidenschaftlich sammele der Jugendliche Fotos von Aufzügen und veröffentliche sie in seinem Blog, schreibt die Kollegin.

Offen schreibt Sandmann der Journalistin Rosemarie Vielreicher, dass er nicht nur im Rollstuhl sitzt, sondern auch das Asperger-Syndrom hat – laut Wikipedia eine Variante des Autismus, dass sich von anderen Autismus-Formen es sich vor allem dadurch unterscheide, dass im Regelfall eine "unbeeinträchtigte Sprachentwicklung und keine Intelligenzminderung vorliegt".

Über 3.000mal wird der Post gelesen

Foto: © Hendrik SandmannFoto: © Hendrik Sandmann

Natürlich teile ich die Geschichte auf LinkedIn sofort, verbunden mit der Bitte an meine zahlreichen Kontakte in der Aufzugsbranche, Hendrik Sandmann Fotos zu schicken. Der Post stößt auf große Resonanz, über 3.000mal wird er gelesen. Und natürlich möchte ich auch mit ihm selbst sprechen und maile ihn an. Die Antwort kommt prompt: "Da ich Autist bin telefoniere ich nicht so gerne. Also würde ich lieber den Kontakt per Mail haben." Diese Ehrlichkeit hat ihren Grund: "Ich gehe offen damit um, weil ich genauso behandelt werden möchte, wie alle anderen auch."

Kein Problem. Kleine Enttäuschung auf meiner Seite gleich zu Beginn: Trotz der großen Resonanz bei LinkedIn hat er bisher durch meinen Post noch keine Fotos aus der Aufzugsbranche bekommen. Auch von großen Aufzugherstellern, die er angeschrieben hat, habe er keine Bilder bekommen, schreibt er.

Das mag stimmen, aber erfolgreich war der rege Sammler in der Branche trotzdem schon: So hat ihn zum Beispiel die Firma Osma schon früher aus ihrem umfangreichen Bildarchiv versorgt, Geschäftsführer Albert Schenck hat ihm zusätzlich sein Fotobuch "Faszination Aufzug" geschenkt, eine "Sammlung vieler meiner schönsten Aufzugfotos".

Lieblingsaufzüge hat er keine

Foto: © Hendrik SandmannFoto: © Hendrik Sandmann

Die fast 54.000 Fotos, die er bisher in seinem Blog veröffentlicht hat, stammen von Freunden und Verwandten oder er macht sie selbst. Er weiß, was er will: Am liebsten ein Foto mit geschlossenen Türen, eines mit geöffneten Türen und ein Bild des Tableaus.

So viel Engagement hat einen verständlichen Grund: "Dadurch, dass ich mit meiner Beeinträchtigung darauf angewiesen bin, hat sich mein Interesse an Fahrstühlen entwickelt", schreibt mir der 16-Jährige, der in der Nähe von Osnabrück die neunte Klasse einer Förderschule besucht.

Interesse ist bescheiden ausgedrückt – es gehört schon eine Menge Begeisterung und Hartnäckigkeit dazu, zehntausende Fotos zu sammeln. Lieblingsaufzüge hat er übrigens keine, aber die Leidenschaft für Aufzüge beschränkt sich nicht nur auf die Bilder. In der Abendzeitung erklärt er noch, dass sein Berufswunsch Aufzugs-Mechaniker ist. Auf meine Nachfrage, wie er das als Rollstuhlfahrer schaffen will, antwortet er ehrlich: "Inzwischen denke ich, dass eine Bürotätigkeit doch besser für mich wäre." Solche Tätigkeiten gibt es ja auch in der Aufzugbranche …

Happy End für einen Aufruf

Foto: © Hendrik SandmannFoto: © Hendrik Sandmann

Vielleicht gibt es für seine Berufswahl am Ende genauso ein Happy End wie für den Aufruf auf LinkedIn: Ludwig von Busse, Gründungsgesellschafter und Geschäftsführer der Simplifa GmbH hatte dort direkt versprochen, Hendrik Sandmann mit Fotos zu versorgen. Kurze Zeit später klingelt bei mir das Telefon: Das Unternehmen hat mit dem Sammler schon Kontakt aufgenommen und ihm bereits einige Bildern geschickt.

Dabei soll es nicht bleiben, erklärt Simplifa: "Nun da unsere Mitarbeiter wissen, worauf es Hendrik Sandmann bei seiner Sammlung ankommt, können sie die Bilder auch dementsprechend vor Ort bei den Begehungen der Aufzugsanlagen fotografieren." Eine gute Idee – Nachahmung empfohlen!

Von Ulrike Lotze


Weitere Informationen: Den Blog von Hendrik Sandmann finden Sie unter https://fahrstuhlbilder.blogspot.com/. Fotos von Aufzügen kann man ihm per E-Mail an folgende Adresse schicken: aufzugfotos@gmail.com.

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