(Foto: © Aphithana Chitmongkolthong, istockphoto.com)

Luftschallmessungen an der Aufzuganlage

Aktuelles

Bisher ging es in dieser Serie vor allem um den Körperschall. In diesem Beitrag soll der Luftschall unter Berücksichtigung der Forderungen der DIN 8989 erörtert und hinterfragt werden.

Von Ulrich Nees und Jan König

In der DIN 8989 wird für die Messung des Schalldruckpegels eine kontinuierliche zeitliche Aufzeichnung LAFmax mit einer Abtastrate von ≤ 125 ms gefordert. Bei Aufzuganlagen mit einer Geschwindigkeit von 1 m/s erfolgen bei einer Abtastrate von 125 ms, 8 Messungen pro Sekunde und bei einer Geschwindigkeit von 2 m/s 4 Messungen pro Sekunde. Bei einer Geschwindigkeit von 1 m/s wird also alle 125 mm und bei 2 m/s alle 250 mm gemessen.

Dies mag für Messungen an Klimaanlagen, Toilettenspülungen, Whirlpools und ähnlichen haustechnischen Anlagen sicherlich ausreichend sein. Bei Aufzuganlagen mit einem entsprechenden dynamischen Fahrverhalten (Beschleunigen, Konstant-Fahrt, Verzögern, Öffnen und Schließen der Tür) ist eine Abtastrate von 125 ms weder sach- noch fachgerecht.

Abtastrate von 10 ms erforderlich

Wenn Messungen alle 125 mm bzw. 250 mm erfolgen, werden weder bei der Fahrt durch den Aufzugschacht noch bei der Vorbeifahrt in der Haltestelle ausreichend verwertbare Daten ermittelt, das gilt auch bei der Schallpegelmessung bei dem Öffnen und Schließen der Tür. Bei einer reduzierten Abtastrate von 50 ms erfolgt alle 20 mm eine Messung und bei einer Abtastrate von 10 ms alle 10 mm. Wie Tests ergeben haben, ist eine Abtastrate von 10 ms erforderlich, um mögliche Störquellen zu erkennen und Lösungen daraus abzuleiten.

Diagramm 1: Fahrt des Fahrkorbes durch den Aufzugschacht. Foto: © Ulrich Nees / Jan KönigDiagramm 1: Fahrt des Fahrkorbes durch den Aufzugschacht. Foto: © Ulrich Nees / Jan König

Eine der wichtigsten Messungen zur Qualitätsbeschreibung einer Aufzuganlage sind die Fahrten gemäß DIN 8989 durch den Aufzugschacht. Kurze Abtastzeiten (10 ms) gewährleisten, dass mögliche Störfrequenzen registriert werden und entsprechende Maßnahmen zur Reduzierung von Luft- und Körperschall ergriffen werden können.

Die folgenden Diagramme zeigen Messungen nach DIN 8989 an einer Aufzuganlage zur Feststellung der emittierten Schalldruckpegel.

Ergebnisse kritisch hinterfragen

Diagramm 2: Vorbeifahrt des Fahrkorbes in der Haltestelle . Foto: © Ulrich Nees / Jan KönigDiagramm 2: Vorbeifahrt des Fahrkorbes in der Haltestelle . Foto: © Ulrich Nees / Jan König

Die Schallübertragung bei der Vorbeifahrt (Diagramm 2) und beim Öffnen und Schließen der Tür (Diagramm 3) kann über die Wohnungseingangstür in den schutzbedürftigen Raum übertragen werden. Nur durch die Bewertung aller Einflussgrößen sind gezielte Maßnahmen zur Reduzierung der emittierten Luft- und Körperschallpegel möglich.

In der DIN 8989 / Tabelle 3 "Einzuhaltende Schallemissionskennwerte von Aufzügen zur Erreichung der Schallschutzziele nach Abschnitt 5" werden die zulässigen Schalldruckpegel aufgelistet. Diese sind abhängig von der Lage des schutzbedürftigen Raumes zum Aufzugschacht und dem Schallschutzziel nach DIN 4109 [LAFmax,n] oder nach VDI 4100 [LAFmax,nT].

Diagramm 3: Öffnen und Schließen von Fahrkorb- und Schachttür in der Haltestelle. Foto: © Ulrich Nees / Jan KönigDiagramm 3: Öffnen und Schließen von Fahrkorb- und Schachttür in der Haltestelle. Foto: © Ulrich Nees / Jan König

Die in der DIN 8989 geforderten Abtastraten zur Schallpegelmessung und der daraus resultierenden Qualitätsfeststellung einer Aufzuganlage sind in der Regel dafür leider ungeeignet. Das sollte bei der Anwendung im Feld beachtet und besonders die dabei erzielten Ergebnisse kritisch hinterfragt werden.

Im nächsten Beitrag geht es um die Fahrqualität auf Basis der ISO 18738. Die Messungen gemäß der Norm haben einiges mehr zu bieten als die Messungen nach DIN 8989.

Jan König ist Inhaber des Ingenieurbüros (VDI) Ing4Lifts.
Ulrich Nees ist Inhaber von "Aufzug-Systeme + Beratung Ulrich Nees"


Definition: Schallpegelmessungen zur Qualitätsfeststellung einer Aufzuganlage sind die Fahrten gemäß DIN 8989 durch den Aufzugschacht, Vorbeifahrt in der Haltestelle und das Öffnen und Schließen der Fahrkorb-/Schachttür.

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