(Foto: © Kadmy - stock.adobe.com)

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Aufzüge: "Nur ein Viertel wird penibel gewartet"

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Nur bei einem Viertel aller Aufzüge und Fahrtreppen in Deutschland wird die Wartung vollständig erfüllt – ein Rückgang auf 25 Prozent. Das zeigt die aktuelle Markt- und Trendstudie von Hundt Consult.

Hund Consult hat wieder eine aktuelle Studie zu Aufzügen und Fahrttreppen in Deutschland durchgeführt. Die letzte Untersuchung stammt aus dem Jahr 2016. Für die Studie wurden die Daten von rund 9.000 Anlagen (sogenannte digital twins) für den Zeitraum von 2016 bis Ende 2018 ausgewertet. Auf etwa 60 Milliarden Fahrten bringen es danach die rund 750.000 Aufzüge und Fahrtreppen in Deutschland jährlich.

Einige Fakten aus der Untersuchung

Wartung: Eine unregelmäßige Wartung führt zu Problemen bei den Anlagen. Diese werden zunehmend störanfälliger. Im Durchschnitt wurden im Studienzeitraum 1,7 Störungen pro Anlage verzeichnet, das ist ein leichter Anstieg im Vergleich zu 2016 mit 1,6 Störungen. Knapp jede fünfte Anlage kommt sogar auf 2,5 und mehr Störfälle. "Zurückzuführen ist diese Entwicklung auf das gestiegene Alter der Anlagen und die schlechte Wartung", heißt es in der Studie: "Nur noch in einem Viertel der Fälle wird dieVerpflichtung zur Wartung penibel eingehalten – einRückgang gegenüber 2016 von 29 auf 25 Prozent."  Auffällig sei zudem, dass Aufzugsanlagen pro Störfall immer länger ausfallen.
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Predictive Maintenance: Die vorrausschauende Wartung ist noch nicht weit verbreitet, allerdings hat die Branche den Trend bereits erkannt: Knapp 70 Prozent der Befragten interessieren sich bereits heute für Predictive Maintenance.

Preisentwicklung: In den vergangenen drei Jahren sind Aufzugsanlagen deutlich teurer geworden. Lag der Durchschnittswert einer Neuanlage 2016 noch bei rund 60.000 Euro, so beträgt das notwendige Investment heute rund 70.000 Euro. Die Betriebskosten sind mit rund 5.000 Euro pro Anlage und die internen Prozesskosten mit rund 600 Euro unverändert geblieben.

Gewinn: Mit der Herstellung und Installation von Anlagen verdienen die Unternehmen nur wenig. "Wirklich lukrativ ist das Aufzugsgeschäft erst aufgrund der nachgelagerten Serviceleistungen", so die Hundt-Studie. Zur Strategie der "Big Four" – das sind die vier Aufzugskonzerne Otis, Schindler, Thyssenkrupp Elevator und Kone – gehöre es deshalb, sich an kleinen und mittleren Unternehmen zu beteiligen oder diese komplett zu übernehmen, um in deren bestehende Verträge einzusteigen. Etwa 60 Prozent des After-Sales-Geschäfts teilen sich aktuell die vier Konzerne.

Betreiber befragt

HandwerkWie schätzen Aufzugbetreiber selbst ihren Bestand und den begleitenden Servicemarkt ein? Dafür hat Hund Consult Anfang 2019 insgesamt 118 Betreiber befragt. Einige Ergebnisse:

Stand der Technik: 2016 waren noch zwei Drittel der Betreiber davon überzeugt, ihre Aufzugsanlagen seien weitgehend auf dem neuesten Stand der Technik. Inzwischen ist diese Zahl auf 56 Prozent gesunken – ein deutlicher Rückgang. Grund für die Unsicherheit bei vielen Unternehmen dürfte die novellierte Betriebssicherheitsverordnung sein, heißt es in der Untersuchung. 2016 sei der Bestandsschutz aufgehoben worden, nun müssten auch ältere Anlagen die einheitlichen technischen Standards erfüllen. Selbstkritisch gehen in der aktuellen Studie 38 Prozent von veralteten Anlagen aus, gegenüber 29 Prozent 2016.

Betriebskosten: Mit Sorge schauen die Betreiber auf die weiter steigenden Betriebskosten ihrer Aufzugsanlagen. Nur jeder Zehnte konnte in den vergangenen drei Jahren seine betrieblichen Ausgaben senken. Bei knapp der Hälfte der Studienteilnehmer stiegen diese sogar an.

Kostensenkung I: Möglichkeiten zur Senkung der laufenden Kosten sehen die Betreiber vor allem in einer Modernisierung ihrer Aufzugsanlagen. Gut zwei Drittel halten dies für eine geeignete Maßnahme. Knapp die Hälfte ist zudem überzeugt, dass sich die betrieblichen Kosten durch den kompletten Austausch der Anlage reduzieren ließen. Sinkende Ausgaben erhofft sich jeder Zweite auch durch eine Verbesserung der Wartung.

Kostensenkung II: Überlegungen, bei einem Wechsel des Serviceunternehmens Betriebskosten zu sparen, spielen für 38 Prozent eine Rolle. Eine Senkung der Betriebskosten durch die Erhöhung der Wartungsintervalle bringt dagegen nach Überzeugung so gut wie aller Studienteilnehmer nichts. Denn ein Mehraufwand durch den Serviceanbieter zieht gewöhnlich zusätzliche Kosten nach sich.

Kaufentscheidung: Immerhin drei von zehn Befragten achten bei der Neuanschaffung einer Aufzuganlage auf den Ruf des Herstellers. Die regionale Nähe spielt lediglich für 22 Prozent eine Rolle. Im Vergleich zu 2016 zeigen sich damit keine Veränderungen.

Die Markt- und Trendstudie "Aufzüge und Fahrtreppen 2019" kann hier kostenlos zum Download angefordert werden