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Offene Standards für die Cloud-Kommunikation

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Als sich der Standard CANopen-Lift Anfang des Jahrtausends in der Aufzugsbranche durchgesetzt hat, war das ein Meilenstein. Denn nun hatten die verschiedenen Komponenten der verschiedenen Hersteller eine gemeinsame Sprache gefunden, mit der sie untereinander kommunizieren konnten. Doch was passiert, wenn die Daten den Aufzug verlassen?

Hier will die NeXt group eine entsprechende Lösung bieten.

Von Ulrike Lotze

Am Anfang war ein Problem: Es gab immer mehr elektronische Komponenten im Aufzug und die Frage war: Wie kommunizieren sie miteinander? Ein BUS-System war dafür notwendig, aber man brauchte auch einen Standard für die Kommunikation. Bei proprietären Systemen ist das kein Problem, in geschlossenen Systemen sprechen alle die gleiche Sprache, aber nur der Hersteller selbst kann Komponenten dafür anbieten.

Für den Mittelstand musste die Sprache der verschiedenen Hersteller jedoch standardisiert werden – das war die Geburtsstunde von CANopen-Lift. Ohne diesen Standard hätte es der Mittelstand in der Aufzugsbranche heute sehr schwer, betonen die Vorstandsmitglieder der sogenannten NeXt group selbstbewusst.

Und ähnlich wie der Verein CAN in Automation (CiA), der der Interessenverband für CANopen ist, möchte die NeXt group dies für die Entwicklung und Festlegung offener Standards in der Kommunikation mit der Cloud und für verwandte Open-Source-Projekte in der internationalen Aufzugs- und Fahrtreppenbranche sein. Die Ambitionen sind noch aber größer: Denn nicht nur Schnittstellen können standardisiert werden, sondern auch Hardware und Software.

Veröffentlichung vor der interlift 2023

Es war und ist nicht mehr als ein Stück Papier, um das es hier geht. Das Ziel ist eine Spezifikation, die die Regeln der Kommunikation von einem Aufzug zur Cloud beschreibt und festlegt. Noch ist es nicht so weit. Doch schon Ende des Jahres 2022 will die NeXt group den Draft 1.0 festlegen, ihr Ziel ist es, ihn vor der interlift 2023 zu veröffentlichen, erklären Geert Maurissen, Volker Hager und Jörg Hellmich.

Das Trio bildet den aktuellen Vorstand der NeXt group. Sie haben eine Aufgabe und ein Ziel: Sie wollen die Kommunikation außerhalb des Aufzugs mit anderen gebäudetechnischen Anlagen genauso standardisieren wie innerhalb der Anlage: "Die Informationen sind da, sie müssen nur raus. Deshalb wollen wir mit allen Herstellern zusammenarbeiten."

Vereinfachung für Betreiber

Der Vorstand der NeXt group (v.l.): Volker Hager (Director Business Commitee), Jörg Hellmich (Director Technical Commitee) und Geert Maurissen (Chairman). Foto: © NeXt groupDer Vorstand der NeXt group (v.l.): Volker Hager (Director Business Commitee), Jörg Hellmich (Director Technical Commitee) und Geert Maurissen (Chairman). Foto: © NeXt group

Das überzeugt noch längst nicht alle in der Branche. Denn einige Komponentenhersteller hätten in den letzten Jahren viel Geld in die Entwicklung von eigenen Clouds investiert und wollten ihre Geschäftsmodelle durch geschlossene Systeme schützen und ihre Daten nicht freigeben, so die Einschätzung des NeXt group-Vorstandes. Wichtig ist nach ihrer Ansicht aber nicht die Entwicklung eigener Clouds – davon gäbe es genug –, sondern die Standardisierung der Kommunikation mit der Cloud.

Für die NeXt group liegen die Vorteile aber auf der Hand: Denn damit hätten die Marktteilnehmer in ihren Anlagen trotz unterschiedlicher Hersteller ein einheitliches Datenformat, und können sie so für sich individuell anpassen und neue Geschäftsmodelle anbieten. Geschlossene und herstellergebundene Soft- und Hardware sei nicht im Interesse der Kunden. Denn viele unterschiedliche Systeme brächten für sie einen großen Aufwand mit sich.

"Wir wollen das durch unseren einheitlichen offenen Standard vereinfachen", betont Jörg Hellmich. Und das sei auch ein Vorteil für die Hersteller von Komponenten: "Je kompatibler sie sind, desto größer ist auch ihr Absatzmarkt."

Wer darf mitarbeiten?

Diesen offenen Standard will die NeXt group erarbeiten und in Zusammenarbeit mit den Branchenverbänden in die Normungsgremien bringen. Sie wurde aber nicht nur zur Erarbeitung des Standards gegründet, sondern auch um Fragen zu klären: Wem gehört die Sprache? Wer darf mitarbeiten? Darf man die Lösung verändern? Wer haftet, wenn sie Fehler enthält? Die 2017 gegründete NeXt group hat dafür ein Regelwerk erarbeitet – ganz nach ihrem Motto: "If you believe in openness, if you believe in choice, if you believe in innovation from everyone. Then welcome to NeXt group."


Was ist die NeXt group? Der im Februar 2017 gegründete gemeinnützige Verein NeXt group e.V. bietet eine Plattform für die Entwicklung von Open Source Hardware und Software. Die Mitglieder der NeXt group entwickeln gemeinsam Spezifikationen für verschiedene Anwendungen im Bereich Aufzüge und Fahrtreppen. NeXt group e.V. bietet eine neutrale Plattform für die Entwicklung von standardisierten Komponenten und Schnittstellen – für Aufzüge und Fahrtreppen – und fördert das Image von standardisierten Schnittstellen.

Der Verein hat seinen Sitz in Deutschland. Zurzeit sind 17 Unternehmen Mitglied in der NeXt group. Der Verein hat keine hauptamtlichen Mitarbeiter, die Höhe der Mitgliedsbeiträge richtet sich nach der Anzahl der Mitarbeiter, die in der Aufzugssparte des Unternehmens arbeiten.

next-group.org

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