Steckengeblieben? Von wegen!

In der Ausgabe 5/23 veröffentlichte das LIFTjournal einen Kommentar von Dr. Peter Hug. Der Geschäftsführer Fachverband Aufzüge und Fahrtreppen im VDMA beschrieb darin die Parkplatznöte vieler Aufzugstechniker.

Der Einsatz von Lastenrädern würde nach seiner Ansicht in der Praxis scheitern. Dazu nimmt in diesem Beitrag Jan Steeger Stellung. Der Autor ist Pressesprecher von Schindler Deutschland.

Fährt der Techniker mit dem Lastenrad zur Aufzugsanlage... So könnte ein schlechter Witz beginnen. Zumindest wenn es nach dem Fachverband Aufzüge und Fahrtreppen im VDMA geht. Dessen Geschäftsführer Peter Hug schrieb im LIFTjournal: "Es gab tatsächlich schon Vorschläge, zentrale innenstädtische Lager für alle Gewerke einzurichten und die Teile per Lastenfahrrad auszuliefern. Das würde mit Sicherheit in der Praxis scheitern."

Bewundernde Blicke von Passanten

Mehr zum Thema: Kommentar von Dr. Peter Hug zu den Parkplatznöten vieler Aufzugstechniker Nun, an der Praxis scheitert es nicht. In der Praxis fährt Schindler nämlich bereits seit einem Jahr damit. Natürlich in Berlin, wo Lastenräder ebenso wie das "Gutmenschentum", wie Herr Hug das nennt, weit verbreitet sind. Unsere Techniker, die mit den Lastenrädern fahren, sind aber nicht nur gute Menschen, sondern auch gut für die Umwelt und gut für unsere Kunden und Nutzer. Denn vor allem sind sie eins: schnell zur Stelle.

Sie stecken nämlich nicht im Verkehr fest wie ihre Kollegen, die im Auto unterwegs sind. Sie fahren am Stau vorbei – auf dem Radweg. Sie müssen auch nicht lange nach einem Parkplatz Ausschau halten. Sie parken – erlaubterweise – auf dem Gehweg direkt vor dem Haus, in dem sich die Aufzugsanlage befindet. Wenn sie für die Reparatur und die Wartung noch Teile und Werkzeuge benötigen, müssen sie nicht erst 15 Minuten zum Auto laufen. Sie haben alles direkt vor der Tür. Sie sind klimafreundlich, leise, schnell und effizient unterwegs und sie erhalten bewundernde Blicke von Passanten.

Ich bin damit einverstanden, dass mir alle externen Inhalte angezeigt werden und meine Cookie-Einstellung auf 'Alle Cookies zulassen' geändert wird. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.Cookie-Einstellung ändern

Modellversuch in Berlin

Zu schön, um wahr zu sein? Ja und nein. Ein wenig Wasser muss ich schon in den Wein kippen. Zuerst einmal nutzen unsere Techniker keine Lastenräder, sondern sogenannte LEVs, Light Electric Vehicles. In unserem Fall sind das Fahrzeuge, die mit vier Rädern und einem Elektroantrieb ausgestattet sind. Treten muss man allerdings trotzdem.

Jan Steeger Foto: © Schindler Deutschland

Dafür gibt es ausreichend Stauraum für Werkzeuge sowie Material und der Fahrer hat ein Dach über dem Kopf. Derzeit sind zwei unserer Berliner Techniker mit diesen Fahrzeugen im Rahmen eines Modellversuchs unterwegs. Noch nicht die breite Mehrheit. Aber da die Resonanz sehr positiv ist, werden wir dieses Modell ausweiten und auf andere Städte übertragen.

Eines ist klar: Dieses Mobilitätskonzept funktioniert nur in bestimmten urbanen Zentren mit hoher Anlagendichte und kurzen Wegen. Wir sind weit davon entfernt, unsere PKW-Flotte vollständig auf Lastenräder umzustellen. Dafür elektrisieren wir unsere Flotte sehr konsequent und werden bereits in Kürze unser 1.000. E-Auto ausliefern. Die LEVs bilden da eine gute Unterstützung in innenstädtischen Räumen mit hoher Verkehrsdichte. Daher können wir auch als Einzige in der Branche einen Aufzugsservice anbieten, der zertifiziert 99,5 Prozent weniger CO₂-Emission erzeugt – ohne dass wir das über Kompensationen schönrechnen müssen.

Aufzugswartung per Cargobike in der Praxis

Foto: © Schindler Deutschland / Alexander Knetsch

Wie funktioniert aber die Aufzugswartung per Cargobike in der Praxis? Unsere Techniker fahren morgens mit ihrem Auto zum Abstellort des LEVs in der Nähe ihres Servicegebietes. Dort wechseln sie auf das Rad, das in der Nacht geladen wurde. Sie verstauen die ebenfalls über Nacht ins Auto gelieferten Ersatzteile in das Cargobike und fahren los.

Nach ihrer Schicht stellen sie das LEV wieder ab und schließen den Akku zum Laden an. Wenn das Wetter schlecht ist, können unsere Techniker auch jederzeit auf ihr Auto umsteigen. Auch für Notfalleinsätze in der Nacht müssen sie natürlich nicht das Lastenrad nutzen.

Viele Kolleginnen und Kollegen bei Schindler sind von diesem Konzept bereits überzeugt. Unsere größte Herausforderung ist es derzeit aber, innerstädtische Flächen zu finden, wo wir unseren sogenannten FlexPoint, das Lager und die Basisstation für die LEVs, aufstellen können. Der Raum ist begrenzt und auch eine kleine Station benötigt Platz. Hier wären wir glücklich, wenn sich der VDMA und Herr Hug stark machen, um "zentrale innenstädtische Lager für alle Gewerke" einzurichten. Dann wird das eine runde Sache!

Weitere Informationen: schindler.de

Kommentar von Dr. Peter Hug zu den Parkplatznöten vieler Aufzugstechniker