Mit BIM auf ein neues Level: Das universelle Modell als Ziel.

Mit BIM auf ein neues Level: Das universelle Modell als Ziel. (Foto: © alphaspirit /123rf.com)

BIM in der Aufzugstechnik: ein Perspektiv-Wechsel

Aktuelles

“Digitale Zwillinge” von Anlagen und Bauwerken stellen eine neue Dimension der Digitalisierung dar – eine Herausforderung und Chance für alle, die Aufzüge planen, bauen und betreiben.

Grundsätzlich haben Digitale Zwillinge das Ziel, möglichst alle relevanten Bauwerks-Informationen oder Verweise darauf an einer zentralen Stelle zusammenzuführen und vorzuhalten. Schon allein der "Blick ins Modell" ist für nahezu alle Prozesse rund um die Aufzugstechnik hilfreich. Damit ein solcher Digitaler Zwilling vielfältig genutzt werden kann, muss das Modell richtig angelegt sein und seine Daten gut gepflegt werden.

Analog errichtete Gebäude und Anlagen sind das Ergebnis vieler Köpfe und Hände – das gilt auch für ihre Digitalen Zwillinge. So können beispielsweise verbesserte Darstellungen, gut abgestimmte Planungen, fundierte Vergleiche von Varianten oder die Simulation unterschiedlicher Szenarien erstellt werden. Digitale Zwillinge sind die Grundlage für einen intelligenten Gebäudebetrieb und eine bedarfsgerechte Wartung.

Bestandteile eines digitalen Zwillings

Digitale Zwillinge entstehen häufig lange vor ihren analogen Pendants. Ein Aufzugsmodell ist ein sogenanntes "Fachmodell", die Verantwortung dafür liegt bei der jeweiligen Aufzugsplanung. Im openBIM-Prozess dient ein exportiertes Modell den anderen Planungsbeteiligten als Grundlage für ihre jeweiligen Planungen.

Es wird daher als "Referenzmodell" bezeichnet und von anderen nicht verändert. Stellt man verschiedene Fachmodelle beispielsweise in einem Modell-Viewer zur Koordination zusammen, dann wird das so entstandene Gesamtmodell auch als "Koordinationsmodell" bezeichnet.

Wenn bestimmte Objekte eines Fachmodells regelmäßig separat betrachtet werden, kann es hilfreich sein, dafür eigene "Teilmodelle" zu exportieren. Häufige Beispiele sind Teilmodelle für Durchbruchs- oder Raumobjekte sowie Bauteile, die gleichzeitig auch in anderen Fachmodellen vorkommen.

Standardisierung

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Werden alle Modelle ausschließlich in einer einzigen Software erstellt und ausgetauscht, spricht man von "closed BIM". Stammen sie jedoch aus unterschiedlichen Programmen, wird dies "open BIM" genannt. Wie bereits bei CAD und PDF sind für einen international absprachefreien openBIM Austausch von Modellen einheitliche Schnittstellen und Datenformate sowie standardisierte Modellinhalte erforderlich.

Die Organisation buildingSMART hat im Jahr 2000 für 3D-Modelle das Format IFC (Industry Foundation Classes) ins Leben gerufen und seitdem kontinuierlich weiterentwickelt.

IFC wird im Bereich Planung aktuell in der Version 2x3 und teilweise schon in der Version 4 eingesetzt. Der Standard bildet allerdings noch nicht annähernd die erforderlichen Modellinhalte für alle BIM-Anwendungsfälle ab. Als offenes Format ermöglicht IFC aber die individuelle Ergänzung der Objekte um beliebige Attribute. So können dann doch per projektspezifischer Festlegung alle erforderlichen Informationen transportiert werden.

Verbindlicher Standard

Um von projektweisen Absprachen zu einem absprachefreien Austausch zu gelangen, muss der offene und internationale Standard auch für das Planen, Bauen und Betreiben von Gebäuden und Anlagen in Deutschland gelten und alle Gewerke beinhalten.

So findet der IFC-Standard IFC4 ADD2 TC1 beispielsweise Eingang in den ISO-Standard ISO 16739-1:2018, in die DIN-Norm DIN EN 17549-1:2020-10 (Entwurf) und wird in der VDI-Richtlinie 2552 behandelt und um inhaltliche Festlegungen ergänzt.

Neben ganz handfesten BIM-Anwendungsfällen werden in den Unterblättern des Blatt 11 der Richtlinienreihe VDI 2552 auch die daraus abgeleiteten notwendigen Erweiterungen des IFC-Standards um spezifische Attribute beschrieben. Ergänzt werden unter anderem branchenspezifische und durch nationale Besonderheiten erforderliche Angaben.

Richtlinien-Entwurf für zweites Quartal geplant

Das "VDI/bS 2552 Blatt 11.5 Building Information Modeling – Informationsaustauschanforderungen; Aufzugstechnik" wird voraussichtlich im zweiten Quartal des Jahres 2021 als Richtlinien-Entwurf veröffentlicht. Es umfasst zunächst die Phasen Vorplanung, Angebotsplanung und die Ausführungsplanung.

Neben den für die jeweiligen Phasen erforderlichen Prozessen beschreibt es die erforderlichen Angaben (Input), die jeweils erforderliche Modellierung und die Ergebnisse (Output). Weiterhin wird das Zusammenspiel zwischen Fachmodell Aufzugstechnik und Gebäudemodell beschrieben und die Verantwortlichkeiten werden benannt. Der Richtlinienentwurf bietet die Möglichkeit der Mitgestaltung mittels eines öffentlichen Einspruchsverfahrens (Weitere Informationen: vdi.de/2552).

Alle interessierten Personen können sich übrigens an der VDI-Richtlinienarbeit beteiligen. Die Mitarbeit hat zwei Vorteile: Dadurch kann man den zukünftigen Standard mitgestalten und bekommt außerdem einen Einblick in die kommenden Entwicklungen.

Dipl.-Ing. Architekt Andreas Pilot ist BIM-Manager, Leiter des BIM Studios am Fachbereich Architektur der TU Darmstadt und Vorsitzender des Richtlinienausschusses VDI 2552 Blatt 11.5 BIM–Aufzugstechnik.


BIM: Building Information Modeling, kurz BIM, ist eine Arbeitsmethode, die eine vernetzte und partnerschaftliche Planung, Ausführung und Betrieb von Gebäuden ermöglicht. Die Bauwerksdaten werden dabei digital erfasst und strukturiert zusammengefasst. Grundlage von BIM ist ein ­3D-Computermodell.

vdi.de/ehrenamt


Weitere Informationen: BIM in der Aufzugstechnik: Wo beginnen?

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