(Foto: © Stephan Zülch / Schlosserei Schiemann)

Herausforderung Stahlschacht

Aktuelles

Bestandsgebäude können meist nur durch innenliegende im Treppenauge eingesetzte Aufzugsschächte oder Aufzugsschächte im Hinterhof in ein barrierefreies Gebäude umgebaut werden.

Wichtig ist, dass der Aufzugshersteller weiß, welche Herausforderungen mit einem Stahlschacht verbunden sind.

Von Stephan Zülch

Wohnraum in Deutschland ist knapp und teuer, die Städte sind überbaut, viele Bestandsgebäude werden renoviert. Bereits im Jahr 2021 war mehr als ein Fünftel (20,8 Prozent) der EU-Bevölkerung 65 Jahre und älter und je älter die Menschen werden, umso wichtiger wird das Thema Barrierefreiheit und damit auch Aufzüge in Bestandsgebäuden. Bei Bestandsgebäuden ist ein Stahlschacht empfehlenswert, weil er leichter und schneller umzusetzen ist als ein Betonschacht.

Für einen Stahlschacht müssen Aufzugshersteller auf Zulieferanten zurückgreifen, die sich täglich mit dem Thema beschäftigen und sich auf die verschiedenen Aufzugsvarianten einstellen können. Wichtig ist es, dass der Aufzugsbauer alle notwendigen technischen Konstruktionselemente in dem Stahlschacht wiederfindet. Im Vorfeld hat der Stahlschachthersteller einiges zu klären und zu planen.

Technik und Optik

Foto: © Stephan Zülch / Schlosserei SchiemannFoto: © Stephan Zülch / Schlosserei Schiemann

• Abstimmung mit dem Aufzugshersteller über die Innenkonstruktion zur Aufnahme der technischen Elemente und der später zu montierenden Kabine
• Abstimmung, ob der Schacht klimatisiert oder beheizt werden muss
• Abstimmung, wie der Schachtkopf und die Wandanbindung aussehen soll
• Abstimmung, ob in die Dachkonstruktion des Gebäudes eingegriffen werden muss
• Abstimmung, ob Paneelschacht- oder Glasschachtaußenverkleidung
• Abstimmung und Bemaßung der notwendigen Unterfahrt.

Logistik, Transport und Montagebedingungen

• Hindernisse bei der Zuwegung zum Einbauort müssen erkannt und berücksichtigt werden
• Um Außenschächte über ein Gebäude in der Innenstadt zu heben, ist ein Kranwagen notwendig, wenn man die Bauteile nicht einfliegen möchte
• Oberleitungen von Bussen und Straßenbahnen können ein Problem für die Kranstellung sein. Hier ist evtl. eine Straßensperrung oder auch eine Stromlosschaltung der Oberleitung der Verkehrsbetriebe erforderlich
• Auch Bäume in der Innenstadt können ein Problem für die Kranstellung sein. Hier ist evtl. eine Straßensperrung oder auch eine Beschneidung oder Auspflanzung notwendig
• Kanäle oder Hohlräume sowie Tiefgarageneinfahrten o. ä. müssen dem Gewicht eines Krans und der Beladung standhalten können. Dafür muss man ggf. Sonderlösungen schaffen, um die Standfestigkeit des Kranwagens zu gewährleisten
• Jede Außenschachtanlage benötigt ein entsprechendes Fundament bzw. eine Unterfahrt. Da dieses Fundament / Unterfahrt im Erdreich eingebracht wird, muss auf die Bodenbeschaffenheit geachtet werden. Diese Fundamente werden auf den gewachsenen Boden aufgebracht, um genügend Stabilität zu bekommen.
• Fragen des Brandschutzes müssen beachtet werden – z. B., wenn der Schacht direkt neben dem Küchenfenster (Thema: Brand-überschlag) liegt.
• Anbindung an der Fassade oder dem Treppenauge

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Es gibt viele Varianten und Herausforderungen, die an den Stahlaufzugs-Schachthersteller gestellt und von ihm beherrscht werden müssen:
• Er muss die Anbindung an die Fassade festlegen, die Verankerung muss statisch berechnet werden.
• Der Schachtkopf ragt oft in den Dachbereich – Dachrinne und Dachpfanne müssen dann zurückgebaut werden.
• Der Stahlschacht muss eventuell an eine Balkonanlage angebaut werden.
• Bei denkmalgeschützten Gebäuden gibt es Vorgaben, die in die Konstruktion einfließen müssen.
• Absprache mit dem Architekten/Planer wegen des Zugangs zum Aufzug – zum Beispiel, wenn an dem Schacht Vorbaukonstruktionen für den Aufzugszugang notwendig werden, da der direkte Zugang aus dem Gebäude zu dem Aufzug nicht möglich ist.

Fazit

Das Thema Aufzug im Zusammenhang mit Bestandsgebäuden und Wohnqualität ist heute schon wichtig und wird in der Zukunft noch wichtiger werden. Stahlschächte sind für die Nachrüstung mit Aufzügen seit vielen Jahren die gegebene Lösung, ihre Montage erfordert aber ein hohes Fachwissen.

Der Autor ist Geschäftsführer bei der Schlosserei Schiemann.


Weitere Informationen: schiemann-langenfeld.de

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