Abbildung 1 zeigt ein herkömmliches Schwerlastsystem.

Premiere auf der interlift: Mechatronische Fangvorrichtung

Aktuelles

Cobianchi hat neue mechatronische Fangvorrichtungen entwickelt, sie haben eine Sicherheitselektronik integriert. Diese Fangvorrichtungen präsentiert das Schweizer Unternehmen erstmals auf der interlift.

Von Dr. Stephan Rohr

Ursprünglich war die Aufgabe der Fangvorrichtung, einen Absturz bei Seilriss zu verhindern. In den Anfangsjahren der Aufzüge wurden nämlich noch Hanfseile verwendet, die bei unsachgemäßer Behandlung oder Überbeanspruchung schnell rissen. Die Fangvorrichtung war dazu über ein eigenes Seil mit dem Geschwindigkeitsbegrenzer verbunden. Bei einer voreingestellten Übergeschwindigkeit blockierte der Geschwindigkeitsbegrenzer und die Fangvorrichtung wurde eingezogen, um den Absturz zu verhindern.

An diesem Prinzip hat sich zunächst nichts verändert. Bei höheren Geschwindigkeiten kann eine Sperrfangvorrichtung aufgrund ihrer Bauart nicht mehr verwendet werden. Deshalb wurde aus einer Sperrfangvorrichtung eine Bremsfangvorrichtung weiterentwickelt.

Eine Sperrfangvorrichtung blockiert mittels einer Rolle auf einer schiefen Ebene bis zum vollständigen Halt. Bei zu großer Überbeanspruchung wird die Sperrfangvorrichtung zerstört. Bei größeren Geschwindigkeiten wird daher mit einer voreingestellten Bremsverzögerung gearbeitet, um den Fahrkorb zum Stehen zu bringen.

Sicherheitsbremse am Antrieb vorgeschrieben

Abbildung 2 zeigt ein mechatronisches Schwerlastsystem, das bei gleichem Bauraum nur mittels Kabelverbindung synchronisiert ist. Abbildung 2 zeigt ein mechatronisches Schwerlastsystem, das bei gleichem Bauraum nur mittels Kabelverbindung synchronisiert ist.

Im Jahr 2009 wurde der Anhang A3 zur damals gültigen EN 81-1 hinzugefügt. Dieser schreibt eine Sicherheitsbremse am Antrieb vor, die verhindern soll, dass der Fahrkorb bei geöffneten Türen die Haltestelle verlässt.

Sie sollte verhindern, dass die Drehgeberwellen am Antrieb brachen, was dazu führen konnte, dass der Antrieb unkontrolliert beschleunigte und Personen bei mechanisch geöffneten und elektrisch überbrückten Türen zu Schaden kamen.

Es wurde eine Nachrüstlösung für Aufzugssysteme entwickelt, bei denen am Motor keine Sicherheitsbremse verbaut ist. Diese Nachrüstlösung besteht aus einem Bolzen, der am Geschwindigkeitsbegrenzer angebracht wird. Dieser Bolzen blockiert den Geschwindigkeitsbegrenzer, sobald sich der Fahrkorb unkontrolliert bewegt. Dadurch wird die Fangvorrichtung aktiviert, die den Fahrkorb bei geöffneter Tür sofort stoppt.

Und dann kam Pessral …

In der EN 81-1 von 2005 wurde PESSRAL erstmals erwähnt, wodurch die Möglichkeit geschaffen wurde, bisher mechanisch umgesetzte Sicherheitsfunktionen auch elektronisch zu lösen. In den Jahren danach führten zunächst die großen Aufzugshersteller PESSRAL-Systeme ein. Im Jahr 2011 wurde schließlich das erste zertifizierte Absolutpositioniersystem vorgestellt, das auch Sicherheitsfunktionen integriert. Bekannte Anbieter solcher Systeme sind die Firmen Cedes, Elgo, Kübler und New Lift.

Wenn die Fangvorrichtung statt mit einem Geschwindigkeitsregler, der nur bei Überschreitung der Geschwindigkeit reagieren kann, mit einem der oben genannten PESSRAL-Systeme angesteuert wird, lassen sich zahlreiche neue Funktionen umsetzen.
• Verkürzter Schachtkopf/-grube bzw. vorausgelöstes Anhaltesystem
• unbeabsichtigte Fahrkorbbewegung (UCM)
• Übergeschwindigkeit
• Überwachung bei Inspektion auf reduzierte Geschwindigkeit (im Vergleich zur Nenngeschwindigkeit kann es gerade bei Hochhausanlagen zu großen Unterschieden kommen).
• unterschiedliche Aufwärts- zu Abwärtsgeschwindigkeit
• Elektrische Kopplung von Fangvorrichtungen, wodurch auf Synchronisationsgestänge verzichtet werden kann.
• Plattformabsicherung
• Montagebetriebsabsicherung

Es gibt noch weitere Funktionen, die man zukünftig mit der Fangvorrichtung absichern kann.

Gesundheitszusatend der Fangvorrichtung

Eine Sache birgt jedoch ein wachsendes Risiko: Bei der Entwicklung von Fangvorrichtungen wurde bisher nur die Absicherung der Übergeschwindigkeit oder des Schutzraums berücksichtigt. Wenn nun aber immer mehr Sicherheitsfunktionen mit der Fangvorrichtung abgesichert werden, dann ist es absolut notwendig, den „Gesundheitszustand” der Fangvorrichtung zu kennen.

Dies sollte nicht nur bei der jährlichen Prüfung erfolgen, sondern es sollte eine sofortige Rückmeldung geben. Schließlich möchte man sofort wissen, ob die gerade aktivierte Schutzraumüberwachung auch wirklich schützt, denn bei einem Versagen sind Personen unmittelbar gefährdet.

Integrierte Sicherheitselektronik

Abbildung 3 zeigt zwei einzelne mechatronische Fangköpfe Abbildung 3 zeigt zwei einzelne mechatronische Fangköpfe

Die neuen mechatronischen Fangvorrichtungen der Firma Cobianchi verfügen über eine integrierte Sicherheitselektronik. Damit können wichtige Kennwerte erzeugt werden, die bisher nicht verfügbar waren.
• An welcher Stelle wurde welche Fangvorrichtung (zuerst) ausgelöst?
• Wurde die Fangvorrichtung vollständig oder nur teilweise ausgelöst?
• Wie viel Verschleißreserve gibt es noch?
• Sitzt die Fangvorrichtung noch richtig im Verhältnis zur Schiene?

Echte elektronische Synchronisierung der Fangköpfe mittels Kommunikation der Fangköpfe untereinander: Dies ist besonders beim Einsatz mehrerer Fangköpfe (bis zu zwölf) eine Option, die verhindert, dass der Fahrkorb in Schräglage gerät, wenn einzelne Fangköpfe nur teilweise eingezogen sind oder ein Fangkopf ungewollt einzieht.

Die Überwachung wird mit den neuen mechatronischen Fangvorrichtungen nicht nur vereinfacht, sondern kann auch auf Cloudsysteme aufgeschaltet werden. Gerade für Schwerlastsysteme eröffnen sich dadurch ganz neue Möglichkeiten.

Der Autor ist Geschäftsführer von Cobianchi und Präsident des Verwaltungsrates.


Weitere Informationen: cobianchi.ch

Cobianchi auf der interlift 2025: Halle 3C, Stand C204

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