Von Thomas Busch
Sie verbinden alle Abläufe auf einer digitalen Plattform, schaffen Transparenz und heben Produktivität und Wirtschaftlichkeit auf ein neues Level. Für Aufzugsbauer kann dies zum entscheidenden Wettbewerbsvorteil werden. Doch worauf sollte man bei der Auswahl eines Systems achten?
Volldigitale Prozesse und Automatisierungen sind der Schlüssel für effiziente Abläufe in Unternehmen. Genau hier setzen "Enterprise Resource Planning"-Systeme (ERP) an: Diese integrierten Softwarelösungen bilden sämtliche Geschäftsprozesse auf einer einheitlichen Plattform ab. Für Aufzugsbauer bedeutet dies die nahtlose Verknüpfung von Informationen über alle Abteilungen hinweg: von der Konstruktion, Fertigung, Montage über Wartung und Ersatzteilmanagement bis hin zu Einkauf, Vertrieb und Verwaltung.
Zeit sparen mit Automatisierungen
Zu den Vorteilen von ERP-Systemen zählen eine höhere Effizienz, verbesserte Datenqualität und standardisierte Prozesse, die sich einfach automatisieren lassen. Dies führt zu einer Reduzierung von Fehlerquellen und einer besseren Auslastung von Personal und Maschinen. Nachteile können in der Komplexität der Systeme liegen, sodass Mitarbeiter zunächst geschult werden müssen. Zudem sind die Investitionskosten für Anschaffung, Anpassung und Wartungen nicht unerheblich, und die Umstellung bestehender Prozesse ist oft zeitaufwendig.
Doch der Aufwand kann sich lohnen: "Wir mussten uns dieses Jahr nach einem neuen ERP-System umsehen, da Orderbase die Unterstützung unserer Kaufversion einstellen wird", erklärt Thomas Wieland, Geschäftsführer der TAF Aufzugsdienst Mannheim GmbH und Vorstandsmitglied der GAT Gemeinschaft Aufzugs-Technik. "Uns war es wichtig, ein komplett papierloses System zu finden, das auf die Aufzugsbranche spezialisiert ist und bei Problemen einen schnellen Support bietet. Wir haben uns dann im Mai 2025 für die Cloud-Lösung von Mainteny entschieden."
Seitdem profitierten Kunden des Unternehmens von mehr Service und Mitarbeiter von weniger Zeitaufwand: "Unsere Angebote sind dank durchdachter Vorlagen in wenigen Minuten erstellt, Monteure bekommen Aufträge per App direkt aufs Smartphone und durch das automatische Versenden von Arbeitsberichten sind Kunden immer auf dem neuesten Stand", so Thomas Wieland.
Branchenspezifische Lösungen
Genau dies ist einer der größten Vorteile von ERP-Systemen: Komplexe Projekte lassen sich einfach digital steuern und überwachen – von der individuellen Planung einer Aufzugsanlage über die Beschaffung von Komponenten bis hin zur termingerechten Montage, Rechnungsstellung und späteren Service-Einsätzen.
Vor der Auswahl eines ERP-Systems sollten Aufzugsbauer allerdings die Funktionalität genau prüfen. "Denn die meisten ERP-Systeme haben einen grundlegenden Fehler", erklärt Lars Lindert, Mitglied der Geschäftsleitung und CPO der Dauer Aufzüge GmbH aus Panketal. "Im Fokus der Prozesshierarchie steht immer der Kunde. Das ist für unsere Branche aber der falsche Ansatz, denn das einzige unveränderliche Element in der Wertschöpfungskette ist der Aufzug. Alle anderen Rollen – ob Eigentümer, Prüforganisationen oder Facility Manager – können sich jederzeit ändern. Deshalb war es für uns entscheidend, ein System zu finden, das auf die Aufzugsbranche spezialisiert ist und dem einzelnen Aufzug alles Weitere unterordnet."
Aus diesem Grund entschied sich das Unternehmen im April 2019 für "Paternoster" von der basic ERP GmbH. "Uns war es wichtig, eine plattformunabhängige, ressourcenschonende und webbasierte Lösung zu finden, die per Browser nutzbar und bei uns lokal installiert ist", so Lars Lindert. "Außerdem sollte es ein Open-Source-System sein, damit wir es mit eigenen Programmierern weiternutzen können, falls der Anbieter irgendwann den Support einstellt."
Foto: © LIFTjournal Langfristige Wettbewerbsvorteile
Vor der Entscheidung für eine ERP-Lösung empfiehlt sich für Aufzugsbauer eine detaillierte Analyse der eigenen Geschäftsprozesse. Wichtige Kriterien bei der Auswahl eines Systems sind neben den bereits genannten Punkten die Verfügbarkeit relevanter Schnittstellen und die Möglichkeit zur Integration mobiler Anwendungen für Montage- und Serviceteams. Auch Aspekte wie Skalierbarkeit, Datensicherheit und die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben spielen eine zentrale Rolle.
Fazit: Nur ein ERP-System, das perfekt auf individuelle Unternehmensprozesse und die komplexen Abläufe im Aufzugsbau zugeschnitten ist, kann dem eigenen Betrieb langfristig Wettbewerbsvorteile verschaffen.
Checkliste: Das optimale ERP-System für den eigenen Betrieb
1. Bedarfsanalyse
- Erfassung aller betrieblichen Abläufe: Auftragsabwicklung, Wartung, Materialbeschaffung, Lagerverwaltung, Projektmanagement
- Festlegung von Prioritäten: Welche Prozesse sollen im ERP-System abgebildet werden?
2. Funktionsumfang
- Module für Einkauf, Lager, Produktion, Service und Wartung von Aufzügen?
- Finanz- und Rechnungswesen, inklusive Kostenstellen und Projektabrechnung?
- Integration von CRM- und Dokumentenmanagementsystemen?
- Schnittstellen zu bestehenden Systemen (CAD, Zeiterfassung, mobile Service-Apps)?
3. Benutzerfreundlichkeit
- Welche Betriebssysteme werden unterstützt? Ist eine Nutzung per Browser möglich?
- Intuitive Bedienoberfläche für Monteure, Techniker und Verwaltung?
- Mobile Nutzung für Außendienst und Service?
- Anpassbare Dashboards für unterschiedliche Abteilungen?
4. Flexibilität
- Erweiterbar bei wachsendem Projektvolumen oder neuen Geschäftsfeldern?
- Anpassbar an Anforderungen von Aufzugsbauern?
5. Installation
- Lokale Installation: Hohe Kontrolle, eigene Server, Wartung intern, höhere Anfangsinvestition
- Cloud/SaaS: Geringere IT-Kosten, Zugriff von überall, automatische Updates, höhere Abhängigkeit vom Anbieter
- Abwägen von Kosten, Datensicherheit und eigener IT-Kompetenz
6. Schnittstellen
- Verbindung zu Buchhaltungssoftware, CAD-Systemen, Zeiterfassung und Kundenportalen?
- Standardisierte Schnittstellen zur Minimierung von Fehlerquellen?
- Möglichkeit zur Erweiterung durch Drittanbieter-Software?
7. Datensicherheit
- DSGVO-konforme Speicherung und Verarbeitung von Kundendaten?
- Rollen- und Rechteverwaltung für Mitarbeiter?
- Verschlüsselung sensibler Daten und regelmäßige Backups?
8. Wirtschaftlichkeit
- Anschaffungskosten vs. laufende Lizenzgebühren?
- ROI-Analyse (Effizienzsteigerung, Zeitersparnis, Fehlerreduktion)?
- Schulungs- und Implementierungskosten?
9. Support
- Verfügbarkeit von technischem Support, Schulungen, Online-Ressourcen?
- Möglichkeit für interne Schulungen?
- Reaktionszeit und Erreichbarkeit im Störfall?
10. Testphase
- Nutzung von Demoversionen vor Entscheidung?
- Feedback aus allen Abteilungen einholen
Weitere Informationen: es2000.de
mainteny.de
orderbase.de
basic-erp.com
shm-software.de
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