Nachhaltige Mobilität für enge Schächte
Sautter Lift Components hat eine neue Faser-Seilkonstruktion entwickelt. Das Unternehmen präsentierte sie auf der interlift 2025. Sie soll eine praxisnahe Antwort auf die Herausforderungen des demografischen Wandels bieten.
Von Klaus Sautter
Bis 2030 wird die Zahl der über 67-Jährigen in Deutschland auf über 20 Millionen anwachsen – rund ein Viertel der Bevölkerung. Parallel dazu steigt die Zahl der Pflegebedürftigen deutlich. Um Wohnraum generationengerecht nutzbar zu halten, müssten laut der Studie "Aufzugsarmut: Wie altersgerecht sind Deutschlands Wohnhäuser" etwa 400.000 Gebäude nachträglich mit einem Aufzug ausgestattet werden. Der demografische Wandel, die zunehmende Urbanisierung und die Verdichtung innerstädtischer Räume verstärken den Druck auf barrierefreie Zugänge erheblich.
Gleichzeitig erschweren Bauordnungen, Denkmalschutz sowie Wasser- und Lärmschutz die Nachrüstung. Schachtgruben sind aus wasserschutzrechtlichen Gründen oft nicht realisierbar, bestimmte Antriebssysteme scheitern an strengen Lärmschutzauflagen, und außenliegende Aufzüge werden durch Vorschriften oder denkmalschutzrechtliche Vorgaben verhindert. Besonders in Stadtzentren stoßen konventionelle Systeme daher an Grenzen.
Der ideale Aufzug zur Nachrüstung sollte die verfügbare Schachtfläche nahezu vollständig für die Kabine nutzen, nur minimale Gruben- und Kopfhöhen erfordern und dennoch alle Sicherheitsanforderungen erfüllen. Zudem sind Nachhaltigkeit, Ressourcenschonung und Effizienz entscheidend. Die Lösung: ein Aufzug ohne Gegengewicht, maschinenraumlos und mit reduzierter Grube – ein Trommelaufzug der dritten Generation.
Schlüsseltechnologie 1:
Faserseil für Mehrlagenwicklung
Trommelaufzug der 2. Generation Eine zentrale Herausforderung des Trommelaufzugs ist die Seilspeicherung. Nach EN 81-20 darf eine Antriebstrommel nur einlagig bewickelt werden – mit dem Nachteil großer Trommeldurchmesser oder überlanger Trommeln, die im Bestand kaum realisierbar sind.
Die Übertragung der Mehrlagenwicklung aus der Krantechnik erwies sich als ungeeignet, da die Randbedingungen im Aufzugsbau grundlegend andere sind: kleinere Kräfte, geführte Lasten und hohe Lebensdaueranforderungen.
Sautter Lift Components hat hierfür eine neue Seilkonstruktion entwickelt. Ein Faserseil mit Kunststoffummantelung kombiniert hohe Bruchkraft mit langer Lebensdauer und integrierter Ablegereifeerkennung. "Mit über 600.000 Fahrten bewies es in Tests seine Zuverlässigkeit und stellt erstmals eine praxistaugliche Lösung für die Mehrlagenwicklung im Aufzugsbau dar", betont das Unternehmen.
Schlüsseltechnologie 2:
Holzleichtbaukabine
Trommelaufzug der 3. Generation
Die zweite Herausforderung besteht in der Reduzierung des Antriebsmoments durch ein konsequentes Leichtbaukonzept. Hier setzt Sautter Lift Components auf einen Holzfurnierlagenverbundwerkstoff (WVC), der für Kabine und Fangrahmen eingesetzt wird. Die geringe Dichte reduziert die Eigenmasse um bis zu 50 Prozent gegenüber herkömmlichen Konstruktionen. Gleichzeitig ermöglicht WVC durch variable Faserorientierung eine hohe Anpassungsfähigkeit an unterschiedliche Belastungsfälle.
Als nachwachsender Rohstoff verbessert Holz den ökologischen Fußabdruck durch geringen Herstellungs- und Transportaufwand und erleichtert die Verarbeitung sowie die Montage auf der Baustelle.
Langzeittests mit über zwei Millionen Lastspielen und mehrfachen Fangversuchen bestätigen die hohe Dauerfestigkeit der Holzkonstruktion. Aktuell arbeitet Sautter Lift Components an der brandschutztechnischen Konformitätsbewertung gemäß EN 81-20.
Die Gesamtlösung
Erst die Kombination aus Faserseil für die Mehrlagenwicklung und Holzleichtbaukabine zur Gewichtseinsparung macht den Trommelaufzug der dritten Generation zur kompakten, nachhaltigen und wirtschaftlichen Gesamtlösung für Bestandsgebäude.
Damit können barrierefreie Zugänge geschaffen werden, wo konventionelle Aufzugssysteme nicht einsetzbar sind.
Der Autor ist Diplom-Ingenieur und Geschäftsführer von Sautter Lift Components.
Weitere Informationen: slc-liftco.com
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