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Schallschutz im Aufzugbau: Körperschallemissionen

Aktuelles

Im zweiten Beitrag der neuen Serie zum Thema Schallschutz geht es um die Körperschallemission und ihren entscheidenden Einfluss. In diesem Beitrag bekommen Sie eine Übersicht, viele Details werden in den folgenden Ausgaben des LIFTjournals beleuchtet.

Von Ulrich Nees und Jan König

Bei Aufzuganlagen ohne Triebwerksraum sind Körperschallemissionen die Hauptursache dafür, dass die Schallschutzziele in angrenzenden/schutzbedürftigen Räumen nicht erreicht werden.

Entscheidend für die Schallübertragung sind folgende Punkte:
Flächenbezogene Masse der Wand zwischen Aufzugschacht und schutzbedürftigen Raum
Druckfestigkeitsklasse des Beton nach DIN EN 206 / DIN 1045-2 / DIN EN 13791
Köperschallbrücken in der Wand und/oder zwischen zwei Wänden
Auflagerung von flankierenden Bauteilen (Podeste, Treppen, Decken usw.)
Mangelhafte Wirkung von Schwingungsisolierungen
Schwinggeschwindigkeit des Triebwerkes/Maschine
Verhältnis zwischen rotierender und statischer Masse des Triebwerkes/Maschine
Widerstandmoment der Tragwerke (Triebwerksrahmen, Schienenhalterungen, Führungsschienen)
Rundlauf von Treibscheibe und Umlenkrollen
Tragmittelspannung im Tragmittelset
Fahrqualität und Leistungsdaten der Aufzuganlagen

Tabelle 1: Aufzug steht im Aufzugschacht. Tabelle 2: Aufzug fährt durch den Aufzugschacht. Tabelle 2 listet gemessene Körperschallpegel bei Fahrten des Fahrkorbes durch den Aufzugschacht nach DIN 8989 auf. Foto: © Ing4LiftsTabelle 1: Aufzug steht im Aufzugschacht. Tabelle 2: Aufzug fährt durch den Aufzugschacht. Tabelle 2 listet gemessene Körperschallpegel bei Fahrten des Fahrkorbes durch den Aufzugschacht nach DIN 8989 auf. Foto: © Ing4Lifts

Neben der flächenbezogenen Masse (1) ist die Druckfestigkeitsklasse des Betons ein wichtiger Faktor. Hat die Aufzugschachtwand eine geringe Druckfestigkeitsklasse, sind die Körperschallpegel, selbst wenn die Anlage gar nicht fährt, vergleichbar mit den Körperschallpegeln, die der Aufzug erzeugt, wenn er mit Nenngeschwindigkeit unterwegs ist.

Bei dem Vergleich der Tabellen 1 und 2 zwischen abgeschalteten und fahrenden Aufzuganlagen fällt auf, dass die Körperschallpegel bei fahrenden Aufzuganlagen teilweise geringer sind (Schwebung, Frequenzüberlagerung) als bei stehenden / abgeschalteten Aufzuganlagen.

Ist die Druckfestigkeitsklasse des Betons zu gering, können die wirkenden Kräfte durch die Ankerschienen oder Dübel-Befestigungen nicht aufgenommen werden. Wenn man die Führungsschienen nicht adäquat befestigen kann und diese zu viel Spiel haben, wird unweigerlich Luft- und/oder Körperschall erzeugt.

Aufzugschachtwände ohne Fremdeinflüsse vergleichen

Schalldruckmessung im schutzbedürftigen Raum. Dieses Problem wird im nächsten Beitrag im Detail beleuchtet. Foto: © Ing4LiftsSchalldruckmessung im schutzbedürftigen Raum. Dieses Problem wird im nächsten Beitrag im Detail beleuchtet. Foto: © Ing4Lifts

Soll die Körperschallübertragung vom Aufzugschacht in schutzbedürftigen Räumen überprüft werden, können Tests mit einem Kleinhammerwerk und/oder mit dem Impakt-Echo-Verfahren gemacht werden. Die Oberfläche (Betonwand und/oder Ankerschiene) wird mit einem mechanischen Schlag oder durch eine Reihenfolge von Schlägen in Schwingung versetzt.

Der Vorteil von diesen Verfahren ist, dass Aufzugschachtwände ohne Fremdeinflüsse untereinander verglichen werden können. Der Luftschallpegel in Diagramm 1 mit 65 dB(A) im schutzbedürftigen Raum neben dem Aufzugschacht wird durch den Test mit einem Kleinhammerwerk erzeugt.

Ursache für den Luftschallpegel von 65 dB(A) bei dieser Messung ist eine zu geringe Druckfestigkeitsklasse und ein Kontakt zwischen Armierung und Ankerschiene. Der Kontakt zwischen Ankerschiene und Armierung kann u. a. mit einer Radarmessung (Flächen-Scan, Linien-Scan und/oder A-Scan mit Hüllkurve) nachgewiesen werden.

Jan König ist Inhaber des Ingenieurbüro (VDI) Ing4Lifts.
Ulrich Nees ist Inhaber von "Aufzug-Systeme + Beratung Ulrich Nees".

(1) siehe DIN 8989 // Tabelle 4


Weitere Informationen: ing4lifts.de
aufzugsystemeberatung.de


Schallschutz im Aufzugbau: Ein Buch mit sieben Siegeln?

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