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Wie ist das eigentlich mit der Nachhaltigkeit?

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Wir werden immer öfter mit Modernisierungen konfrontiert, die eigentlich ein Neubau der Aufzuganlage sind. Ist das immer notwendig? Und ist das immer nachhaltig?

Ein Kommentar von Horst Schickor

Betreiber, Fachplaner und Aufzugfirmen sprechen von Modernisierung, wenn sie den Neubau von Aufzuganlagen meinen. Unter bestimmten Voraussetzungen ist dies nicht zu vermeiden – zum Beispiel bei Belastungsänderung, Gebäudeumgestaltung, Nutzungsänderung, Änderung der Anforderung etc. Aber in aller Regel werden vorhandene Aufzuganlagen, die oft in ihrer Kernsubstanz unkaputtbar sind, ausgebaut, verschrottet und durch weniger haltbare Aufzuganlagen ersetzt – also durch neue Aufzuganlagen, die keine 50 Jahre mehr halten werden.

Sicher hat sich der Stand der Technik im Laufe der Jahre geändert und weiterentwickelt. Die Sicherheit der Aufzuganlagen für die Nutzer und Instandhalter ist besser geworden, ohne Zweifel. Aber sind die neuen Aufzuganlagen wirklich besser und wirklich nachhaltiger?

Wir reden immer mehr von Nachhaltigkeit, aber was bedeutet das?

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Bei Wikipedia heißt es "Nachhaltigkeit ist ein Handlungsprinzip zur Ressourcen-Nutzung, bei dem eine dauerhafte Bedürfnisbefriedigung durch die Bewahrung der natürlichen Regenerationsfähigkeit der beteiligten Systeme (vor allem von Lebewesen und Ökosystemen) gewährleistet werden soll."

Das ist eine sehr globale Aussage. Für den Aufzug stellt sich in der Praxis die Frage: Was machen wir eigentlich, wenn wir intakte Komponenten ausbauen, verschrotten und durch andere neue ersetzen? Mit Sicherheit nicht Ressourcen schonen. Die neuen Komponenten werden mithilfe von Rohstoffen, Energie, Transporten etc. geschaffen. Entspricht das dem ursprünglichen Sinn von Nachhaltigkeit? Eher nicht.

Personenbefreiung, Instandhaltung und Prüfung dienlich

Das heißt im Klartext, dass der Neubau von Aufzügen in der Form, die zurzeit den Markt beherrscht (alles raus aus dem Schacht, Triebwerksraum nicht mehr nutzen) nicht der Nachhaltigkeit dient.

Warum soll man bei einer Modernisierung nicht den Stahlbau, Schienen, Fahrkorbrahmen, Gegenwicht usw. unter bestimmten Voraussetzungen beibehalten? Was spricht dagegen? Wenn wir das machen, sprechen wir von einer Modernisierung. Wir nutzen den Triebwerksraum weiter, was mit Sicherheit der Personenbefreiung, Instandhaltung und Prüfung dienlich ist.

Forderungen ohne Probleme umsetzbar

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Die Einsatzkabine kann ohne großen Aufwand erneuert werden. Das Gleiche gilt für die Fahrkorbtüren und die Schachttüren. Bei vorhandenen Drehtüren ist es in aller Regel möglich, automatische Türen einzubauen, ohne große bauliche Anpassungen in den Treppenhäusern zu verursachen. Vernünftige Umfassungszargen ermöglichen dieses. Steuerung, Antrieb, Geschwindigkeitsbegrenzer befinden sich weiterhin im Triebwerksraum und sind ordentlich zu bedienen. Die Forderungen aus dem Stand der Technik sind ohne Probleme umsetzbar.

Die Komponenten, die beibehalten werden, überleben wahrscheinlich sogar die neu eingebrachten Aufzugteile. Eines ist jedoch sicher: Das Unternehmen, dass diese Art der Modernisierung umsetzt, muss dazu auch fachlich in der Lage sein. Denn dafür nimmt man keinen Aufzug aus dem Regal, sondern einzelne Komponenten, die aufeinander abgestimmt werden müssen. Dafür sind eine gewisse Erfahrung und das entsprechende Können erforderlich. Das funktioniert nicht ohne Engineering.

Aber: Bei dieser Vorgehensweise muss ein Aufzug nicht nach zwanzig Jahren komplett rausgeschmissen werden. Das verstehen wir unter Nachhaltigkeit. 

Der Autor ist Inhaber und Geschäftsführender Gesellschafter der Firma SBR-Aufzugtechnik.

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