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Teure Freundschaft: Architekten und die geschlossenen Systeme

Betreiber

Wenn Architekten einen Aufzug einplanen, sind zwei Dinge wichtig: Die Anlage sollte schön sein und wenig Arbeit machen.

Fällt ihre Wahl auf eine Anlage mit einem geschlossenen System, bei der Hersteller und Errichter identisch sind, zahlt die Zeche am Ende der Betreiber beziehungsweise der Mieter.

Architekten und Aufzüge sind ein leidiges Thema. Wenn sie ein Gebäude für einen Betreiber oder für mehrere Eigentümer wie etwa im Wohnungsbau erstellen, ist die Integration einer Aufzugsanlage für sie eine lästige Pflicht.

Verschiedene Lösungen

Da geht es vor allem um Ästhetik. Ein Triebwerksraum auf dem Dach kommt nicht infrage, denn er wird als hässlich wahrgenommen. Allerdings muss man fairerweise auch eingestehen, dass die Bauämter einen Triebwerksraum auf dem Dach ablehnen könnten, weil sonst die vorgeschriebene Höhe des Gebäudes überschritten werden kann.

In diesen Fällen gäbe es verschiedene Lösungen: Der Architekt könnte den Triebwerksraum unten oder oben neben die Anlage platzieren, einen hydraulischen Antrieb einplanen oder einen maschinenraumlosen Aufzug einsetzen.

Hauptsache einfach

Doch wozu so kompliziert, wenn es doch mit Aufzügen aus der Massenproduktion mit geschlossenen Systemen ganz leicht geht. Für den Architekten sind damit einige Vorteile verbunden: Ein Standardaufzug von diesen Herstellern ist meist günstig und macht wenig Arbeit, denn der Hersteller stellt ihn sogar inklusive Schachtplanung zur Verfügung.

Hinzu kommt, dass dies dem Architekten nach seiner Honorarordnung auch eine leicht verdiente Zusatzeinnahme einbringt. Die Leidtragenden sind Fachplaner und Aufzugbauer, die keinen Standardaufzug mit geschlossenem System aus einer Hand, sondern einen Aufzug aus frei zusammengestellten Komponenten anbieten können.

Problematisch wird es, wenn der spätere Betreiber des Aufzugs bei der Planung oder beim Baubeginn des Gebäudes noch gar nicht bekannt ist. Damit kann er nicht beeinflussen, welche Technik zum Einsatz kommt. Außerdem kann er nicht bewerten, ob er sich mit der Installation eines Aufzugs mit einem offenen System auf lange Sicht bessergestellt hätte. Denn in der Kalkulation des Architekten spielt nur der günstigere Herstellungspreis und nicht die Kosten des gesamten Lebenszyklus eine Rolle.

Fazit aus Betreibersicht

Bei geschlossenen Systemen ist der Betreiber bei der Wahl des Instandhaltungsunternehmens stark eingeschränkt. Die Folge: Er beziehungsweise die Mieter werden oftmals durch die höheren Kosten für den Betrieb der Aufzugsanlage belastet. Zwar sind die Errichtungskosten bei Aufzügen aus der Massenproduktion mit geschlossenem System um etwa 20 bis 30 Prozent niedriger. Die Instandhaltungskosten sind aber über die gesamte Lebenszeit der Anlage deutlich höher.

Der Austausch von einzelnen Komponenten bei Aufzügen von der Stange ist schwierig und lohnt sich wirtschaftlich meistens nicht. Wer auf Nachhaltigkeit achtet und den Geldbeutel langfristig schonen will, sollte sich überlegen, ob er nicht doch die höheren Errichtungskosten einer Aufzugsanlage mit offener Systemarchitektur in Betracht zieht.

Ihr Bernd Betreiber


Geschlossene Systeme? Wenn von geschlossenen Systemen im Aufzugbau die Rede ist, geht es um die elektrische Systemarchitektur, zu der etwa Steuerung, Regelung, Tür, Anzeigen, Taster und Positionssysteme gehören. Geschlossen meint dabei, dass weder bekannt ist, mit welchem BUS-System (Hardware) diese Komponenten untereinander verbunden sind, noch mit welchem Protokoll (Software) sie untereinander kommunizieren. Das hat zur Folge, dass weder Parameter zur Konfiguration bekannt sind noch Dritte Parameter oder Zustände auslesen, geschweige denn verändern können. Das kann meistens in vollem Umfang nur der Hersteller.


Offene Systeme? Bei offenen Systemen sind zu jeder Systemkomponente die Schnittstellen, Parameter und Konfigurationen bekannt und öffentlich zugänglich. Zum Standard der offenen Systemarchitektur ist heute "CANopen Lift" geworden. Hier kann jede Aufzugsfirma jede Komponente einbauen, die das unterstützt. So sind für jede Aufzugsfirma die Wartung, Inspektion und Instandsetzung auch eines fremden Aufzugs problemlos möglich.


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